Buzz und Rosie lernen zu teilen
Die Mutmach-Aktion
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Die Geschichte von Buzz und Rosie hat uns gezeigt, wie spannend es ist, Dinge miteinander zu teilen und gemeinsam Neues zu entdecken. Sie haben gelernt, dass Teilen das Spiel nicht kleiner, sondern größer und lustiger macht! Inspiriert von ihrem "Klang-Glitzer-Weg" laden wir dich und dein Kind zu einem eigenen kleinen Entdeckerpfad ein.
Diese Aktivität basiert auf Prinzipien der Reggio Emilia-Pädagogik und der Montessori-Pädagogik. In Reggio Emilia geht es darum, Kinder als aktive Forscher zu sehen, die ihre "hundert Sprachen" nutzen, um die Welt zu erkunden und sich auszudrücken – oft mit Materialien und in Gemeinschaft. Die Montessori-Pädagogik betont die Bedeutung einer vorbereiteten Umgebung, in der Kinder selbstständig agieren und durch direktes Erleben lernen können.
Durch das gemeinsame Sammeln und Gestalten werden die Sinne deines Kindes angeregt. Es erforscht verschiedene Materialien, entwickelt seine Feinmotorik und seine Kreativität. Gleichzeitig fördert ihr die gemeinsame Aktivität die soziale Interaktion und das Verständnis für Kooperation, genau wie Buzz und Rosie es erlebt haben. Es geht nicht um ein perfektes Ergebnis, sondern um den Prozess des Entdeckens, Ausprobierens und der Freude am gemeinsamen Tun.
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Für euren Klang-Glitzer-Entdeckerpfad könnt ihr eine Mischung aus Naturmaterialien und Haushaltsgegenständen nutzen. Schau, was bei euch zu Hause oder in der Natur zu finden ist.
Aus der Natur (bei einem Spaziergang oder im Garten sammeln):
Kleine Steine (glatt, rau, verschiedenfarbig)
Blätter (verschiedene Größen und Farben)
Kleine Äste oder Rinde
Moos oder Grasbüschel
Tannenzapfen, Eicheln, Kastanien
Federn
Sand oder Erde (in kleinen Mengen, evtl. in einem flachen Behälter)
Aus dem Haushalt/Bastelkiste:
Knöpfe (verschiedene Größen, Farben, Materialien)
Perlen oder Muggelsteine
Stoffreste oder Wollfäden
Papierstreifen oder kleine ausgeschnittene Formen
Kleine Schachteln oder Dosen (leer, z.B. für Klangmacher)
Muscheln
"Klangmacher" (z.B. kleine Dosen gefüllt mit Reis, Linsen, kleinen Steinchen – wie Buzz' Musik-Pilze )
Optional: Glitzerpulver (sparsam verwenden, um den "Glitzer"-Effekt nachzuempfinden)
Als Untergrund:
Ein großes Stück Pappe oder Karton
Ein Backblech oder ein flaches Tablett
Ein Stück Stoff (z.B. ein altes Bettlaken oder Filz)
Eine freie, saubere Stelle auf dem Boden (drinnen oder draußen)
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Schatzsuche der Sinne: Geht gemeinsam auf Entdeckungsreise. Das kann im Garten, im Park oder sogar nur im Haus oder Kinderzimmer sein. Sammelt verschiedene Materialien. Ermutige dein Kind, die Materialien mit allen Sinnen zu erfahren:
"Wie fühlt sich dieser Stein an? Rau oder glatt?"
"Welche Farben haben die Blätter?"
"Hör mal, macht die Rinde ein Geräusch, wenn du sie zerbröselst?"
"Riech mal an diesem Moos – wonach riecht es?"
"Sieh mal, wie die Sonne auf den Glitzersteinen tanzt, genau wie bei Rosies Steinen!" Lass deinem Kind dabei viel Zeit und Raum für eigene Entdeckungen.
Den Pfad anlegen: Wählt gemeinsam einen Untergrund für euren Entdeckerpfad oder eure "Sensorische Landschaft".
"Wo möchtest du anfangen, unseren Pfad zu legen?"
"Welches Material möchtest du als Erstes auf den Pfad legen?" Dein Kind kann die Materialien so anordnen, wie es möchte – einen Weg, eine Spirale, ein Muster oder eine kleine Landschaft.
Klang und Glitzer hinzufügen:
Wenn ihr eure selbst gemachten "Klangmacher" habt (oder kleine Rasseln), überlegt gemeinsam, wo auf dem Pfad sie einen besonderen Klang hinzufügen könnten. "An welcher Stelle soll unser Pfad klingen?"
Wenn ihr Glitzer habt, könnt ihr ein kleines bisschen Glitzer auf einige der Materialien streuen, um den Glitzersteinen von Rosie nachzueifern.
Erkunden und Beschreiben: Wenn der Pfad fertig ist, nimm dir Zeit, ihn gemeinsam mit deinem Kind zu erkunden. Geht mit den Fingern oder einem kleinen Spielzeugtier (wie Buzz oder Rosie!) den Weg entlang.
"Erzähl mir von deinem Weg. Was siehst du hier?"
"Wie fühlt sich dieser Teil des Weges an?"
"Welche Geräusche hörst du, wenn du hier entlanggehst?"
"Welche Geschichte erzählt uns dieser Weg?"
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Sinnes-Geschichten: Legt den Pfad zu einem bekannten Lied oder einer Geschichte. Jedes Element oder jeder Klang auf dem Pfad könnte dann einen Teil der Geschichte symbolisieren.
Wiederkehrende Pfade: Lasst den Pfad ein paar Tage liegen und besucht ihn immer wieder. Vielleicht möchte dein Kind etwas hinzufügen oder verändern.
Miniaturwelt: Nutzt kleine Tierfiguren oder Spielfiguren, um den Pfad zu bevölkern und darauf Abenteuer zu erleben.
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"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir die Materialien gesammelt haben?"
"Was war das Überraschendste, das du heute entdeckt hast?"
"Welches Material fühlte sich am interessantesten an? Warum?"
"Wenn dein Pfad eine Geschichte erzählen könnte, welche wäre das?"
"Was ist dein Lieblingsplatz auf unserem Klang-Glitzer-Entdeckerpfad und warum?"
"Was haben wir gelernt, als wir Buzz und Rosie zugehört und dann unseren eigenen Pfad gebaut haben?"
Zum Vorlesen
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Es war ein wunderschöner Spieltag im Kindergarten auf der Lichtung der tausend Farben. Die Sonne strahlte, die Blumen dufteten, und alle Tierkinder waren bester Laune. Heute hatten Buzz Bumbletune und Rosie Rumbletree sogar ihre allerliebsten Spielsachen von zu Hause mitgebracht.
Buzz, der musikalische Marienkäfer-Junge, hatte eine kleine Schachtel dabei, in der seine besonderen Musik-Pilze lagen. Das waren keine echten Pilze, sondern kleine Nachbildungen aus bunt bemaltem Holz, die er über alles liebte. Jeder Pilz machte einen anderen lustigen Ton – Plopp, Klick, Fiep, Bumm –, wenn man ihn antippte. Buzz liebte es, damit neue Melodien zu erfinden.
Rosie, das abenteuerlustige Eichhörnchen, hatte ihren kleinen Beutel aus Blättern dabei. Darin raschelte ihre wertvolle Sammlung glitzernder Kieselsteine. Sie hatte sie über lange Zeit in der Geheimen Beeren-Schlucht gesammelt, wo der Bach die Steine so wunderbar rund und glatt geschliffen hatte. Manche glitzerten golden, andere silbern, und einer sogar ein bisschen wie ein Regenbogen. Rosie liebte es, damit wunderschöne Muster und Wege auf dem Boden zu legen.
Die beiden Freunde setzten sich nebeneinander auf eine weiche Moosfläche in der Nähe der Erzählsteine. Buzz packte seine Musik-Pilze aus und begann sofort, sie anzutippen und eine fröhliche Melodie zu summen. Plopp-fiep-klick-bumm-summ-summ! Er war ganz in seine Musik vertieft.
Neben ihm breitete Rosie vorsichtig ihre glitzernden Kieselsteine aus. Sie sortierte sie nach Farben und begann, ein funkelndes Spiralmuster auf das Moos zu legen. Ihre kleinen Pfoten arbeiteten geschickt, und ihre Augen leuchteten vor Konzentration.
Sie saßen ganz nah beieinander, aber jeder spielte für sich, vertieft in seine eigene Welt. Buzz summte und machte Töne, Rosie legte Steine und bewunderte ihr Glitzermuster. Eine Weile ging das gut. Aber dann schielte Buzz heimlich zu Rosies Steinen hinüber. Wie die im Sonnenlicht funkelten! Es wäre sicher toll, damit auch mal ein Muster zu legen oder einen glitzernden Weg für seine Pilze zu bauen.
Gleichzeitig wanderte Rosies Blick zu Buzz' Musik-Pilzen. Wie lustig die Töne klangen! Sie würde zu gerne mal selbst darauf herumtippen und vielleicht eine Melodie zu ihrem Steinmuster erfinden.
Fast im selben Moment schauten sich die beiden Freunde an.
"Du, Rosie," summte Buzz vorsichtig.
"Deine Steine sind wunderschön! Darf ich vielleicht mal probieren, damit ein Muster zu legen?"
"Du, Buzz," piepste Rosie im gleichen Augenblick.
"Deine Pilze machen so tolle Töne! Darf ich mal versuchen, darauf zu spielen?"
Kaum hatten sie die Fragen ausgesprochen, zögerten beide. Buzz schaute auf seine geliebten Musik-Pilze. Er hatte gerade so eine tolle neue Melodie im Kopf, die er ausprobieren wollte. Er wollte sie eigentlich gerade für sich behalten. Rosie schaute auf ihre funkelnden Schätze. Sie hatte sie so sorgfältig gesammelt und sortiert. Sie wollte sie nicht einfach so aus der Hand geben. Was, wenn Buzz einen verliert?
"Ähm... nein, lieber nicht," sagte Buzz und zog seine Pilze ein Stückchen näher zu sich heran.
"Das sind meine Lieblings-Musik-Pilze, die gebe ich nicht gerne her."
"Nein, ich auch nicht," sagte Rosie fast gleichzeitig und schob ihre Steine schnell auf einen kleinen Haufen zusammen.
"Das sind meine allerliebsten Glitzersteine aus der Schlucht."
Und damit war es gesagt. Sie wandten sich wieder ihren eigenen Spielsachen zu. Aber irgendwie war der Spaß jetzt verflogen. Buzz versuchte, seine neue Melodie zu summen, aber sie klang nicht mehr so fröhlich. Plopp-fiep... klang auf einmal ganz langweilig. Er schaute wieder zu Rosies Steinen, die jetzt achtlos auf einem Haufen lagen. Schade.
Rosie versuchte, ihr Spiralmuster weiterzulegen, aber es machte keinen Spaß mehr. Die Steine glitzerten nicht mehr so schön, fand sie, und ihr fiel auch kein neues Muster ein. Sie warf einen Seitenblick auf Buzz' bunte Pilze. Wie gerne würde sie jetzt darauf tippen!
Beide saßen nun still nebeneinander, jeder mit seinem Spielzeug, aber keiner spielte mehr richtig. Sie schauten ein bisschen traurig und auch ein bisschen trotzig drein. Es war doch blöd! Sie wollten ja eigentlich gerne das Spielzeug des anderen ausprobieren, aber ihre eigenen Lieblingssachen hergeben? Das fiel ihnen schwer.
Frau Eule, die weise Lehrerin, hatte die beiden eine Weile aus der Ferne beobachtet. Sie hatte das Zögern gesehen und die enttäuschten Gesichter bemerkt. Nun kam sie leise angeflogen und landete sanft neben ihnen.
"Na, ihr beiden," sagte sie mit ihrer ruhigen, freundlichen Stimme.
"Ihr seht ja gar nicht mehr so fröhlich aus wie vorhin. Ist etwas passiert?"
Buzz und Rosie schauten erst auf den Boden, dann erzählten sie Frau Eule, was los war.
"Ich wollte gerne mit Rosies Steinen spielen, aber sie will sie nicht hergeben."
"Und ich wollte gerne auf Buzz' Pilzen Töne machen, aber er will sie nicht teilen!"
Frau Eule nickte verständnisvoll.
"Aha. Ich verstehe. Manchmal ist es wirklich schwer, seine allerliebsten Sachen zu teilen, nicht wahr? Man hat Angst, dass etwas damit passiert, oder man möchte sie einfach für sich haben."
Buzz und Rosie nickten erleichtert. Genau so war es!
"Aber wisst ihr was?" fuhr Frau Eule fort und schaute die beiden abwechselnd an.
"Oft ist es so: Wenn man seine Spielsachen und seine Ideen mit Freunden teilt, dann wird das Spiel nicht weniger schön, sondern noch viel schöner! Man kann zusammen Dinge erfinden, auf die man alleine nie gekommen wäre. Und die Freude wird größer, wenn man sie teilt."
Sie blickte auf die Musik-Pilze und die Glitzersteine.
"Was meint ihr," schlug sie vor.
"Wollen wir mal versuchen, eure tollen Sachen zusammenzulegen und zu schauen, was für ein spannendes neues Spiel daraus entstehen könnte? Vielleicht ein Klang-Glitzer-Weg?"
Ein Klang-Glitzer-Weg? Das klang interessant. Buzz und Rosie schauten sich an. Sie zögerten immer noch ein bisschen. Aber Frau Eules Vorschlag klang gut. Und alleine spielen machte ja gerade auch keinen Spaß.
"Na gut," summte Buzz schließlich und schob seine Musik-Pilze vorsichtig in die Mitte zwischen sich und Rosie.
"Okay," piepste Rosie und breitete ihre Glitzersteine wieder aus, diesmal für beide gut erreichbar.
Sie saßen einen Moment lang da und schauten auf die bunten Pilze und die funkelnden Steine. Was konnte man damit nur anfangen?
Dann hatte Buzz eine Idee. Er tippte einen seiner Pilze an. Plopp! Rosie nahm einen ihrer silbernen Glitzersteine und legte ihn neben den Pilz. Buzz tippte einen anderen Pilz an. Klick! Rosie legte einen goldenen Stein daneben.
"Hey!" rief Buzz.
"Das klingt ja wie ein kleiner Weg!"
Er tippte den nächsten Pilz an. Fiep! Rosie legte einen Regenbogen-Stein hin.
"Ein Klang-Weg aus Glitzersteinen!" rief Rosie begeistert.
Sie fingen an, gemeinsam einen langen, verschlungenen Weg aus den Glitzersteinen zu legen. Und immer wenn sie einen Stein hinlegten, tippte Buzz auf einen passenden Musik-Pilz. Plopp-klick-fiep-bumm! Der Weg wurde immer länger und klang immer lustiger.
Dann hatte Rosie eine Idee.
"Warte mal, Buzz! Wir könnten die Pilze auch zwischen die Steine legen! Wie bunte Blumen am Wegesrand!"
Sie nahmen ein paar Pilze und verteilten sie zwischen den Steinen. Jetzt konnten sie abwechselnd auf die Pilze tippen und gleichzeitig die schönen Steinmuster bewundern. Sie erfanden Klang-Muster: Erst ein hoher Ton und ein goldener Stein, dann ein tiefer Ton und ein silberner Stein. Sie lachten und probierten aus und hatten plötzlich wieder riesigen Spaß.
Es dauerte gar nicht lange, und sie waren wieder ganz vertieft ins Spiel – aber diesmal gemeinsam! Sie summten zusammen, kicherten, wenn ein Ton besonders lustig klang oder ein Stein besonders schön glitzerte. Sie merkten gar nicht, wie die Zeit verging.
Als Frau Eule später noch einmal nach ihnen schaute, sah sie zwei glückliche Freunde, die zusammen den schönsten und lustigsten Klang-Glitzer-Weg bauten, den die Lichtung der tausend Farben je gesehen hatte.
Buzz und Rosie waren sehr froh, dass sie sich getraut hatten, ihre Lieblingssachen zu teilen. Sie hatten gelernt, dass Teilen nicht bedeutete, etwas zu verlieren. Im Gegenteil! Indem sie ihre Spielsachen und Ideen zusammenbrachten, war ihr Spiel viel größer, bunter und lustiger geworden. Die Freude hatte sich nicht halbiert, sondern verdoppelt! Und das war ein wunderbares Gefühl.