Freunde respektieren Unterschiede
Die Mutmach-Aktion
-
Die Geschichte von Wiener Mouse und Winston hat uns gezeigt, dass Freunde ganz unterschiedlich sein können – der eine liebt perfekte Ordnung, der andere Gemütlichkeit mit einem kleinen Durcheinander. Winston ist am glücklichsten, wenn alles an seinem Platz ist, während Wiener Mouse ihr rollendes Zuhause liebt, auch wenn dort mal etwas herumkullert. Sie lernen, dass es wichtig ist, die Unterschiede des anderen zu respektieren und Rücksicht zu nehmen, denn das macht die Freundschaft erst richtig spannend! Inspiriert von ihrem Besuch im Ordentlichen Bau und der Erkenntnis, dass Freundschaft Vielfalt bedeutet, bauen wir heute unser eigenes "Freundschafts-Haus", in dem Platz für alle Arten von "Ordnung" ist und wir lernen, die Vorlieben des anderen zu schätzen.
Diese Aktivität integriert Elemente der Montessori-Pädagogik, indem sie die Wertschätzung für Ordnung und Struktur als individuelle Bedürfnisse fördert, aber auch Flexibilität im Umgang damit lehrt. Die sozial-emotionale Entwicklung und Empathie stehen im Vordergrund, da das Kind lernt, unterschiedliche Vorlieben zu erkennen, zu respektieren und Kompromisse zu finden, um harmonisch miteinander umzugehen. Ansätze der Reggio Emilia-Pädagogik finden sich im kreativen Gestalten der "Räume" und der Akzeptanz verschiedener Ausdrucksformen von "Ordnung". Zudem wird die Kommunikationsfähigkeit gestärkt, wenn über Wünsche und Bedürfnisse gesprochen wird. Es geht darum, Kindern zu zeigen, dass Freundschaft bedeutet, den anderen so anzunehmen, wie er ist, und gemeinsame Wege zu finden, die für alle passen.
-
Für euer Freundschafts-Haus benötigt ihr Materialien, die verschiedene Arten von "Ordnung" und "Gemütlichkeit" darstellen und die man gemeinsam sortieren oder gestalten kann.
Für das "Freundschafts-Haus" (die Räume):
Ein großer Karton (z.B. Schuhkarton, Umzugskarton), der als Raum oder Haus dient.
Optional: Mehrere kleinere Kartons oder Schachteln, die verschiedene "Zimmer" oder "Bereiche" im Haus darstellen.
Buntstifte, Farben, Glitzer, Stoffreste, Musterpapier, Klebstoff, Schere.
Für die "Ordnungs- und Gemütlichkeits-Elemente":
"Winstons Ordnung":
Kleine Behälter zum Sortieren (z.B. leere Joghurtbecher, Eierkartons, kleine Schälchen).
Diverse kleine Gegenstände zum Sortieren: Knöpfe (verschiedene Farben, Größen), Perlen, kleine Steine (Kieselsteine), Legosteine, Bausteine, Stifte.
Optional: Kleine Zettel zum Beschriften der Behälter ("Rot", "Klein", etc.).
"Wiener Mous' Gemütlichkeit (mit oder ohne Chaos)":
Weiche Stoffreste, Watte, kleine Kissen oder Tücher (zum Auslegen, Bauen von Kuschelecken).
Kleine, unordentlich erscheinende, aber harmlose Gegenstände: Wollknäuel, zerknülltes Papier (das man wieder glätten kann), ein paar ungleiche Socken.
Optional: Ein kleines Kuscheltier, das eine "gemütliche Ecke" bewohnt.
-
Unser "Freundschafts-Haus" bauen: Nehmt den großen Karton und gestaltet ihn als euer "Freundschafts-Haus". Sprecht darüber, dass es ein Haus sein soll, in dem sich verschiedene Freunde wohlfühlen können.
"Winston liebt Ordnung, Wiener Mouse mag es gemütlich. Wir bauen ein Haus, in dem beide glücklich sein können!"
Schneidet Fenster oder Türen in den Karton. Wenn ihr mehrere habt, könnt ihr auch verschiedene "Zimmer" gestalten.
"Winstons Ordentlichen Bereich" gestalten: Wählt einen Teil des Hauses oder einen kleinen Karton, der Winstons "Ordentlichen Bau" darstellt.
"Winston liebt es, wenn alles seinen Platz hat. Wir ordnen jetzt die Dinge so, wie Winston es lieben würde!"
Lasst dein Kind die kleinen Behälter mit den Sortier-Gegenständen füllen. Ermutigt es, nach Farben, Formen oder Größen zu sortieren. Betont die Präzision und das Gefühl, wenn alles an seinem Platz ist.
"Wiener Mous' Gemütlichkeits-Bereich" einrichten: Wählt einen anderen Teil des Hauses oder einen Karton, der Wiener Mous' "Rollendes Zuhause" darstellt.
"Wiener Mouse mag es gemütlich, auch wenn mal etwas herumkullert. Hier ist Platz für unser gemütliches Chaos!"
Lasst dein Kind die weichen Materialien auslegen und eine Kuschelecke bauen. Erlaubt, dass hier Dinge nicht "perfekt" sortiert sind, sondern so liegen, dass sie zum Spielen einladen.
Die "Regeln des Respekts" besprechen: Sprecht darüber, wie Winston seine Regeln hatte und wie Wiener Mouse lernte, diese zu respektieren.
"Winston hat Wiener Mouse gebeten, auf seine Ordnung zu achten. Das ist wichtig, damit sich jeder wohlfühlt. Was sind unsere Regeln, damit sich alle in unserem Freundschafts-Haus wohlfühlen?"
Diskutiert, dass es wichtig ist, die Vorlieben des anderen zu respektieren und manchmal Kompromisse einzugehen.
"Spielen mit Unterschieden": Jetzt spielt ihr mit den Gegenständen in den verschiedenen Bereichen.
Wenn ihr in Winstons Bereich spielt: Konzentriert euch auf das ordentliche Spielen und Sortieren.
Wenn ihr in Wiener Mous' Bereich spielt: Konzentriert euch auf das gemütliche, freie Spiel, bei dem ein bisschen Durcheinander entstehen darf.
Sprecht darüber, wie sich die beiden Arten des Spielens anfühlen und dass beides Spaß machen kann.
Reflexion über Freundschaft und Vielfalt: Sprecht darüber, wie Wiener Mouse und Winston am Ende ihren Unterschied akzeptierten und Freunde blieben.
"Freunde müssen nicht gleich sein, um Freunde zu sein. Es ist schön, dass wir alle unterschiedlich sind und uns gegenseitig respektieren können. Was hast du heute über das Respektieren von Unterschieden gelernt?"
-
"Gefühls-Ecke" im Freundschafts-Haus: Richtet eine kleine Ecke ein, in der man Gefühle ausdrücken kann (z.B. mit Gefühls-Karten oder einem "Wut-Kissen"), um zu zeigen, dass auch Gefühle, die nicht "geordnet" sind, ihren Platz haben.
"Kompromiss-Waage": Bastelt eine einfache Waage. Wenn es unterschiedliche Wünsche gibt, legt symbolisch Gewichte auf die Waage, um eine faire Lösung zu finden, die die Waage ins Gleichgewicht bringt.
"Wir-sind-verschieden-aber-gut-Freunde"-Lied: Dichtet ein kurzes Lied oder einen Reim darüber, wie schön es ist, dass Freunde unterschiedlich sind und sich trotzdem gut verstehen.
Rollentausch: Lasst das Kind einmal die Rolle von Winston und dann die von Wiener Mouse einnehmen, um die Perspektive des anderen besser zu verstehen.
-
"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir unser Freundschafts-Haus gebaut haben?"
"Was ist dir lieber: ein Zimmer wie bei Winston, wo alles ganz ordentlich ist, oder ein Zimmer wie bei Wiener Mouse, wo es gemütlich und ein bisschen chaotisch ist?"
"Was hat Wiener Mouse gelernt, als sie Winstons Ordentlichen Bau besucht hat? Und was hat Winston über die Ordnung gelernt?"
"Warum ist es wichtig, die Unterschiede und Vorlieben unserer Freunde zu respektieren?"
"Was können wir tun, wenn unsere Vorlieben mal ganz anders sind als die von jemand anderem?"
Zum Vorlesen
-
Wiener Mouse, die kleine Maus, die aussah wie ein lustiges Wiener Würstchen auf Beinen, war heute mit ihrem Rollenden Zuhause unterwegs. Sie hatte eine Verabredung mit ihrem Freund Winston Win, dem Dachs.
Ihr kleines, gemütliches Zuhause auf Rädern tuckerte den Waldweg entlang, bis sie vor dem großen Wurzelstock ankam, unter dem Winston wohnte. Hier war der Eingang zu Winstons Zuhause, dem Ordentlichen Bau. Wiener Mouse parkte ihr Rollendes Zuhause ordentlich neben einem flachen Stein und klopfte mit ihrer kleinen Pfote an die sauber gefegte Holztür.
"Winston? Bist du da? Ich bin's, Wiener Mouse!"
Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Winstons freundliches, schwarz-weiß gestreiftes Gesicht erschien.
"Ah, Wiener Mouse! Hallo! Schön, dass du da bist! Komm nur herein!"
Wiener Mouse trat ein und traute ihren Augen kaum. Sie kannte ja ihr eigenes Rollendes Zuhause, das war klein und gemütlich, und manchmal kullerte auch etwas herum oder lag nicht genau an seinem Platz. Aber bei Winston... wow! Alles war perfekt aufgeräumt!
Der Boden aus festgestampfter Erde war makellos sauber gefegt. An den Wänden hingen getrocknete Gräser und Blätter, aber nicht irgendwie, sondern genau nach Größe und Farbe sortiert. In einer Ecke stand ein Regal aus flachen Steinen, auf dem Nüsse, Eicheln und Wurzeln in Reih und Glied lagen – keine einzige Nuss schien auch nur einen Millimeter verrutscht zu sein. Jeder Zweig in der Feuerholz-Ecke lag parallel zum nächsten. So etwas Ordentliches hatte Wiener Mouse noch nie gesehen!
"Wow, Winston! Bei dir ist es aber... aufgeräumt!"
Winston lächelte stolz.
"Ja, nicht wahr? Ich mag es, wenn alles seinen Platz hat. Dann fühle ich mich am wohlsten. Komm, setz dich. Möchtest du einen Schluck frischen Bachwassers?"
Er reichte ihr einen Becher aus einer ausgehöhlten Eichel, der blitzeblank poliert war.
"Danke, Winston!"
Während sie trank, schaute sie sich weiter um. Selbst die kleinen Kieselsteine, die Winston zur Dekoration auf einem flachen Brett liegen hatte, schienen nach einem geheimen Muster angeordnet zu sein.
"Schön, dass du mich besuchst, Wiener Mouse! Wir können gerne etwas spielen. Aber , sei bitte vorsichtig, ja? Pass nur bitte auf, wo du hintrittst, damit du nichts durcheinander bringst. Und wenn du etwas zum Spielen nimmst, leg es bitte immer wieder genau dorthin zurück, wo du es gefunden hast. Ordnung ist mir sehr wichtig!"
"Äh... ja, klar, Winston".
Sie versuchte, sich das zu merken, fand es aber auch ein bisschen ungewohnt. Bei ihr im Rollenden Zuhause war es zwar auch gemütlich, aber nicht ganz so... streng.
"Wollen wir mit den Kieselsteinen spielen?"
"Gute Idee! Wir könnten versuchen, sie nach der Größe zu sortieren."
Sie nahmen vorsichtig die Kieselsteine. Wiener Mouse hatte einen besonders schönen, glatten Stein gefunden und wollte ihn neben einen anderen legen. Dabei stieß sie aber versehentlich einen anderen, kleineren Stein an, der unter den "richtigen" Stein daneben rollte, wo eigentlich gar kein Stein liegen sollte.
Es war nur eine winzige Veränderung, kaum zu sehen. Aber Winston bemerkte es sofort. Seine feine Dachsnase zuckte. Er sagte nichts Böses, aber er seufzte leise, fast unhörbar. Dann nahm er den kleinen, verirrten Stein und legte ihn mit spitzen Pfoten wieder genau an seinen vorherigen Platz zurück.
"Siehst du, Wiener Mouse? Jeder Stein hat seinen Platz. So finde ich alles wieder und es sieht einfach schöner aus."
Wiener Mouse wurde ein bisschen rot.
"Oh! Entschuldigung, Winston. Das wollte ich nicht."
Sie verstand langsam. Für Winston war diese Ordnung nicht nur einfach "aufgeräumt", sie war ihm wirklich wichtig. Es war seine Art, sich wohl und sicher zu fühlen, so wie sie sich in ihrem gemütlichen, vielleicht manchmal etwas unordentlicheren Rollenden Zuhause am wohlsten fühlte. Jeder war eben anders.
"Ist schon gut. Du bist es eben nicht so gewohnt. Das macht nichts. Wir müssen nur ein bisschen aufpassen."
Wiener Mouse nahm sich fest vor, jetzt besonders vorsichtig zu sein. Sie konzentrierte sich darauf, die Steine nur an den richtigen Stellen abzulegen. Wiener Mouse wollte einen kleinen, hübschen Zweig, den sie gefunden hatte, zu Winstons Feuerholz legen, legte ihn aber versehentlich auf den Stapel mit den Anzünd-Zweigen statt auf den Stapel mit den dickeren Ästen. Wieder seufzte Winston leise und sortierte den Zweig korrekt ein.
"Dieser Stapel ist nur für die ganz dünnen Anzünd-Hölzer."
Wiener Mouse bemühte sich sehr. Es war gar nicht so einfach, immer an alle Regeln zu denken, wenn man doch eigentlich nur spielen wollte! Aber sie mochte Winston sehr gerne und wollte ihn nicht ärgern.
"Winston, ich merke schon, wie wichtig dir das alles ist mit der Ordnung. Aber bei mir ist es ganz anders. Ist das... ist das komisch, dass wir da so verschieden sind?"
Winston schmunzelte und legte seine Pfote sanft auf einen der sortierten Kieselsteine.
"Überhaupt nicht, liebe Wiener Mouse! Das ist sogar ganz normal, und ich finde es eigentlich sehr schön. Stell dir vor, wenn alle Tiere im Whispering Woods genau gleich wären, mit genau den gleichen Vorlieben und Gewohnheiten! Das wäre doch furchtbar langweilig, oder nicht?"
"Du liebst es, in deinem Rollenden Zuhause zu leben und Neues zu entdecken, auch wenn dabei mal etwas durcheinandergerät, weil du so viele Abenteuer erlebst."
"Ich hingegen fühle mich am wohlsten, wenn ich alles in meinem Ordentlichen Bau genau an seinem Platz habe, damit ich mich auf meine Gedanken konzentrieren kann und mich sicher fühle. Das sind einfach unterschiedliche Arten, glücklich zu sein."
"Und genau das macht unsere Freundschaft so besonders! Wir lernen voneinander, sehen die Welt aus einer anderen Perspektive und respektieren, dass jeder seine eigene Art hat, zu leben."
"Das Wichtigste ist doch, dass wir uns mögen und Zeit miteinander verbringen wollen, auch wenn wir verschiedene Vorlieben haben."
Wiener Mouse spürte, wie ihr Herz warm wurde. Winston hatte es so gut erklärt!
"Das stimmt, Winston! Ich mag es auch, dass du so ordentlich bist, auch wenn ich es nicht immer schaffe, es dir gleichzutun."
"Was können wir denn spielen, wo man nicht so leicht etwas durcheinander bringt?"
Winston überlegte kurz.
"Ich habe eine Idee! Ich habe gestern frische Beeren gesammelt. Wir könnten sie nach Farben sortieren! Rot zu rot, blau zu blau, gelb zu gelb. Das macht Spaß und hilft mir gleichzeitig beim Ordnen für meine Vorratskammer!"
Das war eine tolle Idee! Winston holte einen Korb mit leuchtenden Waldbeeren. Da waren rote Himbeeren, blaue Heidelbeeren und ein paar späte, gelbe Walderdbeeren. Sie breiteten die Beeren vorsichtig auf einem großen, sauberen Blatt aus. Nun begannen sie, die Beeren nach Farben zu sortieren und kleine Häufchen zu bilden. Das war ein Spiel, das perfekt in Winstons ordentliche Welt passte! Wiener Mouse war ganz eifrig dabei.
"Schau mal, Winston, alle roten sind zusammen!"
"Sehr gut gemacht, Wiener Mouse! Und hier sind die blauen!"
Sie hatten viel Spaß beim Sortieren und Naschen zwischendurch. Die Zeit verging wie im Flug.
Als es Zeit für Wiener Mouse war, wieder nach Hause zu rollen, verabschiedete sie sich herzlich von Winston.
"Danke für den schönen Nachmittag, Winston! Und danke, dass du mir dein Zuhause gezeigt hast. Es ist sehr... besonders!"
"Danke für deinen Besuch, Wiener Mouse! Komm bald wieder! Und... äh... denk an die Ordnung!"
Wiener Mouse kicherte und kletterte in ihr Rollendes Zuhause.
Als sie gemütlich davon tuckerte, dachte sie über den Besuch nach. Winstons Ordentlicher Bau war wirklich ganz anders als ihr eigenes Zuhause. Aber das war okay!
Sie hatte verstanden, dass Winston seine Ordnung brauchte, um glücklich zu sein, genauso wie sie ihr gemütliches, manchmal etwas chaotisches Rollendes Zuhause liebte. Freunde mussten nicht gleich sein, um Freunde zu sein. Es war wichtig, die Art des anderen zu respektieren und ein bisschen Rücksicht zu nehmen. Das machte die Freundschaft erst richtig spannend!
Sie freute sich schon auf das nächste Treffen mit Winston – vielleicht ja das nächste Mal bei ihr, im Rollenden Zuhause? Das wäre sicher auch für Winston ein kleines Abenteuer!