Winston und der Wackelzahn

Die Mutmach-Aktion

  • Die Geschichte von Winston, dem ordentlichen Dachs, hat uns gezeigt, dass das Verlieren eines Wackelzahns etwas ganz Normales und sogar Aufregendes ist. Es bedeutet, dass dein Kind wächst und bald ganz neue, starke Zähne bekommt – genau wie bei Winston! Diese Aktivität hilft uns, uns auf diesen besonderen Moment vorzubereiten und die kleine Aufregung rund um den Wackelzahn in ein magisches Erlebnis zu verwandeln.

    Diese Aktivität greift Ideen der Montessori-Pädagogik auf, indem sie Kinder in einen realen Lebensprozess einbezieht und ihnen hilft, Veränderungen am eigenen Körper zu verstehen und aktiv damit umzugehen. Das eigenständige Gestalten des Beutels fördert die Feinmotorik und Kreativität. Gleichzeitig schaffen wir einen Ritualrahmen, der dem Kind Sicherheit gibt und Ängste vor dem Zahnverlust nimmt, was sich auch mit Aspekten der Pikler-Pädagogik verbindet, die Wert auf eine sichere und unterstützende Umgebung legt, in der Kinder ihre Entwicklungsschritte in ihrem eigenen Tempo erleben können. Die Idee der Zahnfee fügt eine spielerische, fantasievolle Komponente hinzu, die Neugier und Vorfreude weckt.

  • Für euren Zahn-Warte-Beutel und die Zahnfee-Vorbereitung benötigt ihr nur wenige Dinge, die ihr vielleicht schon zu Hause habt.

    Für den Zahn-Warte-Beutel:

    • Einen kleinen Stoffbeutel, ein Säckchen, eine kleine Dose oder eine Schachtel (z.B. aus Stoff, Filz, Pappe, oder eine leere kleine Jewel-Box)

    • Dekorationsmaterialien (optional): Stoffreste, Wolle, Glitzerstifte, Stoffmalfarben, Knöpfe, Perlen, kleine Aufkleber, Washi-Tape.

    Für die Zahnfee-Vorbereitung (optional, aber sehr empfohlen für die Magie):

    • Ein Blatt Papier und Stifte (um einen Brief an die Zahnfee zu schreiben oder ein Bild zu malen)

    • Ein paar glitzernde Elemente oder kleine "Überraschungen" (z.B. eine besondere Murmel, ein kleiner Stein, eine glänzende Münze, eine besondere Blaubeere wie bei Winston ) – für die Zahnfee, die etwas im Austausch da lässt.

    • (Optional: Eine kleine Lupe, um den Wackelzahn genau zu betrachten, wie Doktor Bärnhard.)

  • Deinen Zahn-Warte-Beutel gestalten: Setzt euch zusammen und sprecht darüber, dass dein Kind bald einen Wackelzahn haben wird (oder schon hat), der bald herausfällt.

    • "Weißt du noch, Winston hat gelernt, dass seine Milchzähne ausfallen, damit neue, starke Zähne kommen? Wir basteln heute etwas Besonderes, um deinen Wackelzahn aufzubewahren, wenn er herausfällt."

    • Nimm den ausgewählten Beutel oder die Schachtel. "Wie soll unser Zahn-Warte-Beutel aussehen? Soll er besonders glitzern, damit die Zahnfee ihn gut sehen kann?"

    • Lass dein Kind den Beutel nach seinen Vorstellungen gestalten. Dies kann Bemalen, Bekleben oder Verzieren sein.

    Den Wackelzahn beobachten: Wenn dein Kind bereits einen Wackelzahn hat, nehmt euch Zeit, ihn gemeinsam zu betrachten.

    • "Erinnerst du dich, wie Winston seinen Zahn im Spiegel angeschaut und daran gewackelt hat? Spür mal, wie sich deiner anfühlt."

    • Ermutige dein Kind, vorsichtig mit der Zunge oder den Fingern zu fühlen, wie locker der Zahn ist. Sprich darüber, dass das normal ist und bedeutet, dass der neue Zahn schon wartet.

    Vorbereitung für die Zahnfee: Sprecht über die Zahnfee, die in der Geschichte bei Winston vorbeikam.

    • "Die Zahnfee freut sich besonders über ausgefallene Milchzähne. Was glaubst du, freut sie sich, wenn wir ihr einen kleinen Gruß hinterlassen?"

    • Lass dein Kind ein Bild für die Zahnfee malen oder einen kleinen "Brief" schreiben, den ihr später gemeinsam unter das Kopfkissen legen könnt.

    Der Tag des Zahnverlusts (wenn es soweit ist): Wenn der Zahn herausfällt, feiert diesen besonderen Moment.

    • "Hurra! Dein Wackelzahn ist da! Genau wie bei Winston! "

    • Reinigt den Zahn vorsichtig und legt ihn gemeinsam in den vorbereiteten Zahn-Warte-Beutel.

    • Platziert den Beutel mit dem Zahn und dem Brief (oder Bild) unter das Kopfkissen des Kindes, genau wie es in der Geschichte beschrieben wird.

    Die Zahnfee war da! Am nächsten Morgen kann dein Kind entdecken, was die Zahnfee im Austausch für den Zahn da gelassen hat.

  • Zahn-Tagebuch: Beginnt ein kleines "Zahn-Tagebuch", in das ihr das Datum des Zahnverlusts eintragt und ein kleines Bild malt. So kann dein Kind sehen, wie viele Zähne es schon verloren hat.

    Zahn-Modell: Wenn ihr habt, schaut euch gemeinsam ein kleines Zahnmodell an oder Bilder von Tierzähnen (wie Doktor Bärnhard ), um die Funktion von Zähnen zu besprechen.

    Gesunde Zähne: Nutzt die Gelegenheit, um über die Wichtigkeit des Zähneputzens zu sprechen, damit auch die neuen, starken Zähne gesund bleiben.

  • "Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir deinen Zahn-Warte-Beutel gestaltet haben?"

    "Wie hat sich dein Wackelzahn angefühlt, bevor er herausgefallen ist?"

    "Was hat Winston in der Geschichte gemacht, als sein Zahn gewackelt hat? "

    "Was glaubst du, macht die Zahnfee mit den Zähnen, die sie einsammelt?"

    "Was hast du gelernt, als du deinen Wackelzahn verloren hast und die Zahnfee da war?"

    "Wie fühlen sich deine neuen Zähne jetzt an?"

Zum Vorlesen

  • Winston "Win", der ordentliche Dachs, stand am frühen Morgen vor dem kleinen Spiegel aus glattpoliertem Stein in seinem blitzblanken Zuhause, dem Ordentlichen Bau. Gründlichkeit war Winston sehr wichtig, besonders beim Zähneputzen. Mit einer kleinen Bürste aus feinen Tannennadeln schrubbte er sorgfältig jeden einzelnen seiner kleinen, spitzen Dachszähne. Plötzlich spürte er etwas Komisches. Einer seiner Vorderzähne fühlte sich... locker an!  

    "Hm?" machte Winston und putzte vorsichtiger. Er stupste den Zahn mit der Zunge an. Tatsächlich! Der Zahn wackelte ein kleines bisschen hin und her!

    "Oha!" murmelte Winston überrascht und schaute genauer in den Spiegel. Er nahm seine saubere Pfote und wackelte ganz vorsichtig an dem Zahn. Hickel-hackel! Er bewegte sich! Das fühlte sich lustig an, irgendwie kitzelig, aber auch ein bisschen merkwürdig. Was war denn mit seinem Zahn los? War er kaputt? Er hatte doch immer so gut geputzt! Ein klein wenig besorgt war er schon. Der Zahn störte auch ein bisschen beim Kauen seines Frühstücks-Wurzelbrotes.

    Als seine Mama Win nach ihm sah, bemerkte sie sofort, dass Winston nachdenklich an seinem Zahn herumspielte.

    "Guten Morgen, mein kleiner Schatz," sagte sie freundlich.

    "Ist alles in Ordnung? Du kaust so vorsichtig."

    "Mama," sagte Winston und zeigte auf den wackelnden Zahn.

    "Schau mal! Der hier wackelt! Ist der kaputt?"

    Mama Win lächelte liebevoll und schaute sich Winstons Zahn genau an.

    "Aber nein, mein kleiner Dachs, der ist nicht kaputt! Weißt du, was das bedeutet?"

    Winston schüttelte unsicher den Kopf.

    "Das bedeutet, dass du groß wirst!" erklärte Mama Win stolz.

    "Das ist ein Milchzahn, so wie alle deine ersten Zähne. Und wenn du größer wirst, fallen die Milchzähne nach und nach aus, damit Platz für neue, viel stärkere Zähne ist, die dein ganzes Leben lang halten!"

    "Ein neuer Zahn kommt?" staunte Winston.

    "Genau! Unter diesem Wackelzahn wartet schon ein neuer, starker Zahn darauf, herauszuwachsen. Und weißt du, wer sich besonders über ausgefallene Milchzähne freut?"

    Winston überlegte.

    "Wer denn?"

    "Die Zahnfee!" flüsterte Mama Win mit einem Augenzwinkern.

    "Man sagt, wenn man einen ausgefallenen Zahn nachts unter sein Kopfkissen legt, kommt die Zahnfee leise vorbei und nimmt den Zahn mit. Und als Dankeschön lässt sie eine kleine Überraschung da!"

    Die Zahnfee! Winston hatte schon von ihr gehört. Das klang aufregend! Aber der Zahn war ja noch drin. Und er wackelte nur.

    "Und was machen wir jetzt mit dem Wackelzahn?”

    "Wir könnten Doktor Bärnhard besuchen," schlug Mama Win vor.

    "Er ist nicht nur ein Doktor für Bauchweh oder geprellte Flügel, er kennt sich auch super mit Zähnen aus! Er ist sozusagen der Zahn-Doktor des Waldes. Er kann mal nachschauen, wie fest dein Zahn noch sitzt und uns sagen, was wir am besten machen. Und vielleicht weiß er ja auch etwas über die Zahnfee!"

    Ein Zahn-Doktor? Und Experte für die Zahnfee? Das klang nach einem Abenteuer ganz nach Winstons Geschmack! Ein bisschen nervös war er immer noch bei dem Gedanken, dass der Zahn ja vielleicht rausmusste, aber die Neugier und die Aussicht auf die Zahnfee waren größer.

    "Okay, Mama!" sagte Winston entschlossen.

    "Lass uns zum Zahn-Doktor gehen!"

    Also machten sich Winston und seine Mama auf den Weg zur Sprechstunden-Höhle von Doktor Bärnhard. Winston tippelte aufgeregt neben seiner Mama her.

    "Glaubst du, der Zahn fällt von alleine raus, Mama?" 

    "Vielleicht," sagte Mama Win.

    "Manchmal wackeln sie eine ganze Weile, und dann fallen sie beim Essen oder Spielen einfach raus. Manchmal brauchen sie aber auch einen kleinen Schubs. Doktor Bärnhard wird uns das sicher sagen können."

    In Doktor Bärnhards Höhle roch es wie immer freundlich nach Kräutern. Doktor Bärnhard begrüßte sie mit seinem warmen Brummen.

    "Ah, Winston! Und Frau Win! Was gibt es denn heute? Hat jemand Bauchweh?"

    "Nein, Doktor Bärnhard," sagte Mama Win.

    "Heute kommen wir wegen etwas ganz Aufregendem! Winston hat seinen ersten Wackelzahn!"

    "Hoho!" lachte Doktor Bärnhard.

    "Ein Wackelzahn! Das sind ja große Neuigkeiten! Herzlichen Glückwunsch, Winston! Du wirst groß! Komm mal her und zeig mal deinen Wackel-Kandidaten."

    Winston war schon viel weniger nervös als bei seinem ersten Besuch hier. Er kletterte mutig auf den Untersuchungshocker aus Moos. Doktor Bärnhard setzte seine Brille auf und schaute Winston vorsichtig ins Maul. Er hatte sogar ein kleines Modell aus Holz, das verschiedene Tiergebisse zeigte.

    "Zeig mal, wo wackelt es denn?" fragte er sanft.

    Winston zeigte auf den lockeren Vorderzahn. Doktor Bärnhard nahm ein kleines Instrument, das aussah wie ein winziger Haken aus poliertem Holz, und stupste den Zahn ganz vorsichtig an.

    "Oh ja," brummte er anerkennend.

    "Der sitzt aber schon ganz schön locker! Der möchte wirklich bald Platz machen für seinen Nachfolger. Siehst du hier unten das kleine weiße Pünktchen im Zahnfleisch? Da drunter schlummert schon der neue, starke Zahn und wartet darauf, endlich wachsen zu dürfen!"

    Winston staunte. Da war wirklich ein kleiner weißer Punkt!

    "Dieser Wackelzahn hier, könnte jetzt jeden Tag von alleine herausfallen, wenn du in einen knackigen Apfel beißt oder beim Spielen tollst. Oder aber, wenn du möchtest, kann ich ihm einen winzig kleinen Schubs geben, dann ist er sofort draußen. Das tut gar nicht weh, versprochen!"

    Winston überlegte kurz. Er wollte den Zahn eigentlich gerne der Zahnfee unters Kissen legen. Wenn er ihn beim Spielen verlieren würde, fände er ihn vielleicht nicht wieder.

    "Können Sie ihm den kleinen Schubs geben, Herr Doktor?"

    "Aber sicher, mein tapferer Dachs!" sagte Doktor Bärnhard.

    "Mach den Mund nochmal weit auf. Es geht blitzschnell. Einmal kurz 'Happs', und schon ist es vorbei."

    Doktor Bärnhard nahm wieder sein kleines Holzinstrument. Winston schloss kurz die Augen und spürte einen winzigen, schnellen Ruck an seinem Zahn. Es war eher ein Kitzeln als ein Schmerz. Er machte die Augen wieder auf. Doktor Bärnhard hielt ihm seine große Bärenpfote hin, und darauf lag – Winstons kleiner, weißer Wackelzahn!

    "Geschafft!" brummte Doktor Bärnhard stolz.

    "Du warst ja unglaublich mutig, Winston! Gar kein Mucks hast du gemacht!"

    Winston grinste, so gut es mit der kleinen Lücke vorne ging. Es fühlte sich komisch an, aber gar nicht schlimm. Er war stolz, dass er sich getraut hatte!

    "Und weil du so tapfer warst, habe ich hier eine kleine Zahnfee-Überraschung für dich."

    Er griff in ein Glas und holte eine wunderschöne, kleine, glänzende Blaubeere hervor, die fast wie eine Perle aussah.

    "Leg diese Beere heute Abend zusammen mit deinem Zahn unter dein Kopfkissen. Die Zahnfee freut sich bestimmt darüber und lässt dir vielleicht eine noch schönere Überraschung da."

    Winston nahm die glänzende Beere und den kleinen Zahn vorsichtig entgegen. Seine Augen leuchteten.

    "Wow! Danke, Doktor Bärnhard!"

    "Gern geschehen," sagte der Doktor.

    "Spül deinen Mund gleich noch mit etwas frischem Wasser aus dem Funkelnden Traum-Bach, und pass gut auf die Lücke auf, bis der neue Zahn ganz da ist. Der wird jetzt bestimmt ganz schnell wachsen, weil er so einen mutigen Besitzer hat!"

    Überglücklich und stolz verabschiedeten sich Winston und seine Mama vom Zahn-Doktor Bärnhard. Auf dem Heimweg zum Ordentlichen Bau hielt Winston seinen kleinen Zahn und die glänzende Beere ganz fest in der Pfote. Er konnte es kaum erwarten, dass es Abend wurde und er beides unter sein Kissen legen konnte. Was die Zahnfee ihm wohl bringen würde? Einen Wackelzahn zu haben war ja gar nicht schlimm gewesen, es war sogar richtig aufregend! Und es bedeutete, dass er größer wurde. Winston fühlte sich auf einmal sehr erwachsen und freute sich auf seinen neuen, starken Zahn und auf den Besuch der geheimnisvollen Zahnfee.

Weiter
Weiter

Buzz braucht ein Pflaster