Buzz braucht ein Pflaster
Die Mutmach-Aktion
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Die Geschichte von Buzz hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, auf unseren Körper zu hören und sich Hilfe zu holen, wenn mal etwas wehtut – egal ob es ein kleiner Stoß oder ein großer Schmerz ist. Buzz hat gelernt, dass es keine Schande ist, Hilfe anzunehmen, und dass man sich mit ein bisschen Fürsorge schnell wieder stark und mutig fühlen kann. Inspiriert von Doktor Bärnhard und Buzz' Helden-Pflaster bauen wir heute einen eigenen Erste-Hilfe-Koffer für alle möglichen kleinen Wehwehchen und großen Gefühle.
Diese Aktivität ist stark von der Montessori-Pädagogik inspiriert, die die Selbstständigkeit und das praktische Leben des Kindes in den Vordergrund stellt. Kinder lernen durch das "Tun" und entwickeln ein Verständnis für reale Situationen. Gleichzeitig fließen Elemente der Pikler-Pädagogik ein, die das Kind in seiner Eigenaktivität und seinem individuellen Tempo unterstützt, indem wir einen sicheren Rahmen für Erkundung und Fürsorge schaffen. Das Verständnis für den eigenen Körper und die Empathie für andere werden gefördert, indem Kinder spielerisch lernen, wie man sich um sich selbst und andere kümmern kann. Es geht darum, Situationen des Unwohlseins zu normalisieren und den Kindern Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie sich sicher und kompetent fühlen.
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Für euren persönlichen Erste-Hilfe-Koffer könnt ihr eine Mischung aus echten (sicheren!) Materialien und Spielsachen nutzen.
Für den Koffer (Behälter):
Eine kleine leere Schachtel (z.B. Schuhkarton, alte Keksdose, kleine Geschenkbox)
Eine kleine Stofftasche oder ein Beutel
Für den Inhalt:
"Pflaster" aller Art:
Kleine Stoffreste (als bunte Pflaster)
Alte, leere Pflasterverpackungen (sauber!)
Bunte Klebestreifen oder Masking Tape
Ausgeschnittene Papierformen (Sterne, Herzen, Blitze – wie Buzz' Helden-Pflaster!)
"Verbandsmaterial":
Ein paar Mullbinden oder kleine Stoffstreifen
Alte Socken (als "Verband" für Kuscheltiere)
Wattekugeln oder Wattepads
"Doktorwerkzeuge" (Spielzeug oder sicher und sauber):
Ein alter Löffel (als "Medizinlöffel")
Ein kleiner Schwamm (als "Waschlappen")
Ein leeres, sauberes Fläschchen (z.B. von Hustensaft, Shampoo – als "Medizin")
Optional: Spielzeug-Spritze (ohne Nadel!), Spielzeug-Stethoskop, Holzstäbchen
"Tröster":
Ein kleines Kuscheltier oder eine Handpuppe (als "Patient")
Ein weiches Tuch oder ein kleines Kissen
Bilder von lächelnden Gesichtern oder kleinen Mutmach-Sprüchen
Optional:
Buntstifte und Papier für "Doktor-Notizen" oder "Rezepte"
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Den Koffer vorbereiten: Gestaltet gemeinsam eure ausgewählte Schachtel oder Tasche.
"Schau mal, das wird unser ganz besonderer Erste-Hilfe-Koffer! Wie soll er aussehen?"
Beklebt ihn, bemalt ihn oder beschriftet ihn mit einem großen roten Kreuz, wenn du möchtest. Das ist unser "Heilkoffer", genau wie Doktor Bärnhards Höhle.
Materialien kennenlernen: Nimm jedes Material und sprich darüber, wofür es gebraucht werden könnte.
"Hier ist ein weiches Tuch. Wofür könnten wir das nutzen, wenn jemand ein Aua hat?" (Vielleicht zum Trösten, zum Saubermachen.)
"Was könnten diese bunten Stoffstücke sein?" (Pflaster für kleine Kratzer, genau wie Buzz' Helden-Pflaster!)
"Hier ist ein kleines leeres Fläschchen. Was könnte da drin sein?" (Vielleicht 'Mut-Tropfen' oder 'Gute-Laune-Saft'.)
Den Koffer füllen: Lasst dein Kind selbst entscheiden, wie es die Materialien in den Koffer räumen möchte. Es gibt keine richtige oder falsche Reihenfolge.
"Was möchtest du als Erstes in unseren Koffer packen?"
"Wo passt das am besten hin?" Dies fördert die Eigenständigkeit und die Feinmotorik.
Rollenspiel: Kleine Patienten versorgen: Jetzt kommt der spannendste Teil! Dein Kind kann sein Kuscheltier oder eine Puppe als "Patient" versorgen, so wie Mama Bumbletune Buzz geholfen hat.
"Oh je, mein Teddybär hat sich den Fuß gestoßen, genau wie Buzz seinen Flügel!"
"Was braucht der Teddy jetzt? Braucht er ein Pflaster? Oder etwas zum Pusten?"
Lass dein Kind die Situation selbstständig spielen und gib ihm nur sanfte Anregungen. Beobachte, wie es die Materialien verwendet und welche Geschichten es dazu erfindet.
Gefühle verstehen: Sprecht über die Gefühle, die mit Schmerz oder Unwohlsein verbunden sein können.
"Buzz war traurig, als sein Flügel weh tat. Was hilft dir, wenn du traurig bist?"
"Was können wir tun, damit sich unser Patient wieder mutig fühlt?"
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Der Gefühls-Thermometer: Bastelt gemeinsam einen einfachen "Gefühls-Thermometer" aus Pappe mit einem verschiebbaren Zeiger (von "ganz glücklich" bis "ganz traurig/aua"). So können Gefühle gezeigt werden, auch wenn Worte noch fehlen.
Besuch beim Doktor Bärnhard: Zeichnet eine kleine Höhle oder ein Sprechzimmer für Doktor Bärnhard. Die Kinder können dann mit ihren Patienten "zum Arzt gehen".
Fürsorge für andere: Wenn dein Kind ein Geschwisterchen oder Freunde hat, kann der Koffer auch für gemeinsame Rollenspiele genutzt werden, um zu lernen, sich gegenseitig zu helfen und zu trösten.
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"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir unseren Erste-Hilfe-Koffer gebaut haben?"
"Wenn dein Kuscheltier 'Aua' hat, was würdest du als Erstes tun, um ihm zu helfen?"
"Was hat Buzz in der Geschichte gemacht, als ihm der Flügel weh tat?"
"Was hast du gelernt, als du deinen Patienten versorgt hast?"
"Fühlt sich dein Koffer jetzt so an, als ob er dir helfen kann, wenn du mal ein kleines Wehwehchen hast?"
Zum Vorlesen
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Die Sonne lachte über der Lichtung der tausend Farben, und die Luft war erfüllt vom Summen der Bienen, dem Zwitschern der Vögel und dem fröhlichen Lachen der Kindergartenkinder. Buzz Bumbletune, der kleine musikalische Marienkäfer-Junge, war mittendrin und in seinem Element. Er liebte es, mit seinen Freunden Pip Puddlejump, Tilly Tallneck und Rosie Rumbletree zu spielen. Heute spielten sie "Blumen-Fangen". Dabei musste man von einer Blüte zur nächsten fliegen oder hüpfen, ohne den Boden zu berühren.
"Summ-summ! Kriegst mich nicht!" summte Buzz ausgelassen und schwirrte in eleganten Schleifen durch die Luft. Er war besonders gut in diesem Spiel, denn er war ein flinker Flieger. Er sang dabei sein Lieblingslied: "Flieg, Käferchen, flieg, summ-summ-summ, die Welt ist schön, schau dich nur um!"
Seine Freunde lachten. Pip versuchte, mit großen Sätzen von Seerosenblatt zu Seerosenblatt in einer nahen Pfütze zu hüpfen. Rosie kletterte geschickt einen hohen Grashalm hinauf und sprang dann auf eine Margerite. Tilly versuchte vorsichtig, mit ihren langen Beinen von einer großen Mohnblume zur nächsten zu steigen, ohne etwas umzuknicken.
"Pass auf, Buzz!" rief Rosie lachend, als Buzz in einer besonders schnellen Kurve knapp an ihr vorbeisauste.
"Keine Sorge! Ich bin der schnellste Flieeeee..."
Weiter kam Buzz nicht. Hui! In seinem Eifer hatte er einen niedrigen Ast übersehen, der von einem Busch herüberragte. Mit einem leisen Klack stieß er mit seinem rechten Flügel dagegen.
"Autsch!" machte Buzz kurz, eher überrascht als schmerzhaft. Er schüttelte sich kurz und landete auf einer Butterblume.
"Alles okay, Buzz?"
"Ja, ja, alles gut!"
Es hatte ja kaum wehgetan. Nur ein kleiner Stupser.
"Hab nicht aufgepasst! Wer ist jetzt Fänger?"
Sie spielten noch eine ganze Weile weiter, aber irgendwie fühlte sich Buzz' rechter Flügel jetzt ein bisschen komisch an. Nicht direkt schmerzhaft, aber... anders. Nicht mehr so locker und leicht wie sonst. Er versuchte, es zu ignorieren und summte einfach weiter seine Lieder.
Als die Spielzeit vorbei war und alle sich auf den Decken zum Picknick niederließen, wollte Buzz noch schnell zu seiner Mama fliegen, die am Rand der Lichtung saß und sich mit anderen Mamas unterhielt. Er breitete seine Flügel aus, um loszuschwirren, aber... aua! Jetzt zwickte es doch in seinem rechten Flügel! Er konnte ihn nicht mehr so richtig bewegen wie sonst. Das Schwirren klang auch nicht mehr so kräftig, eher wie ein müdes Surren.
"Oh," machte Buzz und versuchte es noch einmal. Wieder dieses Zwicken. Sein fröhliches Summen verstummte. Er ließ die Flügel traurig hängen. Was war denn jetzt los? Er konnte nicht mehr richtig fliegen! Ein kleiner Marienkäfer, der nicht richtig fliegen kann – das war ja furchtbar! Ihm wurde ganz flau im Magen.
Langsam krabbelte er über das Gras zu seiner Mama. Mama Bumbletune sah sofort, dass ihr kleiner Buzz nicht so fröhlich war wie sonst. Sein roter Rücken mit den schwarzen Punkten glänzte nicht so, und seine Fühler hingen ein wenig schlaff herunter.
"Buzz, mein kleiner Musikant, was ist denn los?"
"Du summst ja gar nicht."
"Mama," sagte Buzz mit leiser Stimme und zeigte auf seinen rechten Flügel.
"Ich glaube, ich hab mir wehgetan. Beim Spielen bin ich gegen einen Ast geflogen. Erst tat es gar nicht weh, aber jetzt zwickt es, wenn ich fliegen will."
Er versuchte, den Flügel ein wenig zu bewegen, und zuckte zusammen.
"Aua!"
Mama Bumbletune schaute sich den Flügel ihres Sohnes ganz genau an. Sie strich vorsichtig darüber.
"Hm, lass mal sehen," sagte sie sanft. Sie entdeckte eine winzige Stelle, die ein ganz klein wenig gerötet war.
"Ach, mein armer kleiner Flieger," sagte sie tröstend.
"Ich glaube, du hast dir den Flügel ein bisschen geprellt, als du gegen den Ast gestoßen bist. Das ist nicht schlimm, aber damit es schnell wieder gut wird und du bald wieder richtig fliegen und summen kannst, sollten wir das mal unserem lieben Doktor Bärnhard zeigen."
Buzz schaute unsicher. Schon wieder zum Doktor? Er war doch erst neulich mit Pip dort gewesen, als der Bauchweh hatte. Doktor Bärnhard war zwar nett, aber musste man wegen so einer kleinen Sache gleich zum Doktor?
"Muss das sein, Mama?" fragte er leise.
"Ist es denn sehr schlimm?"
"Nein, schlimm ist es sicher nicht, mein Schatz," erklärte Mama Bumbletune geduldig.
"Aber Doktor Bärnhard kennt sich mit allen kleinen und großen Wehwehchen aus. Er kann am besten nachschauen, ob alles in Ordnung ist und ob wir etwas tun können, damit dein Flügel schneller heilt. Es ist immer gut, nachschauen zu lassen, auch bei kleinen Sachen. Dann muss man sich keine Sorgen machen."
Sie stupste ihn liebevoll mit der Nase an.
"Komm, wir machen einen kleinen Spaziergang zu seiner Höhle. Das lenkt auch ein bisschen ab."
Also machten sich Buzz und seine Mama Hand in Flügel auf den Weg zur Sprechstunden-Höhle von Doktor Bärnhard. Buzz krabbelte tapfer neben seiner Mama her, weil das Fliegen immer noch zwickte.
"Tut es sehr weh, wenn der Doktor den Flügel anschaut?" fragte Buzz unterwegs.
"Nein, überhaupt nicht," versicherte ihm seine Mama.
"Doktor Bärnhard hat ganz sanfte Bärenpfoten. Er wird nur ganz vorsichtig schauen und vielleicht ein bisschen pusten. Und wer weiß, vielleicht hat er ja ein tolles Helden-Pflaster für dich!"
Ein Helden-Pflaster? Das klang spannend!
Als sie bei Doktor Bärnhards gemütlicher Höhle ankamen, wurden sie wieder freundlich empfangen. Der große Bär mit der Brille lächelte ihnen entgegen.
"Hallo Buzz! Hallo Frau Bumbletune! Was verschafft mir denn die Ehre?"
"Guten Tag, Doktor Bärnhard," sagte Mama Bumbletune.
"Unser Buzz hat sich beim Spielen ein bisschen den Flügel gestoßen, und jetzt zwickt es ihn beim Fliegen."
"Oje, lass mal sehen, kleiner Brummkäfer,"
sagte Doktor Bärnhard und bat Buzz, auf seinen großen Untersuchungstisch aus einer Baumscheibe zu klettern. Buzz krabbelte hinauf. Doktor Bärnhard nahm eine kleine Lupe, die aussah wie ein vergrößernder Tautropfen, und betrachtete Buzz' Flügel ganz vorsichtig von allen Seiten. Er berührte ihn nur ganz sanft mit seiner weichen Pfote.
"Hm, ja, da sehe ich eine kleine rote Stelle," brummte er nach einer Weile.
"Da bist du wohl ein bisschen unsanft gelandet, was, kleiner Flieger?"
Buzz nickte kleinlaut.
"Aber keine Sorge," fuhr Doktor Bärnhard fort.
"Das ist wirklich nicht schlimm. Nur eine kleine Prellung. Damit sich die Stelle aber nicht entzündet und schnell wieder heilt, damit du bald wieder deine tollen Lieder summen und durch die Luft sausen kannst, bekommt dein Flügel jetzt ein ganz besonderes Helden-Pflaster!"
Er öffnete eine kleine Schachtel aus Rinde. Darin lagen winzige Pflaster in allen Farben und mit lustigen Bildern drauf! Sterne, Blumen, Blitze!
"Wow!" machte Buzz und vergaß fast sein Zwicken im Flügel.
"Welches möchtest du denn habe?” fragte Doktor Bärnhard lächelnd.
Buzz überlegte kurz und zeigte dann auf ein knallrotes Pflaster mit einem goldenen Blitz darauf. Das sah richtig schnell und stark aus!
"Eine gute Wahl!" sagte Doktor Bärnhard. Er nahm das winzige Pflaster vorsichtig heraus und klebte es ganz sanft auf die gerötete Stelle auf Buzz' Flügel. Es passte perfekt und sah richtig cool aus.
"So!" sagte der Doktor zufrieden.
"Jetzt ist dein Flügel gut geschützt. Versuch ihn heute noch ein bisschen zu schonen, ja? Nicht zu wild herumfliegen. Aber morgen wird es bestimmt schon viel besser sein."
Buzz bewegte seinen Flügel vorsichtig. Das Zwicken war schon viel weniger! Und mit dem Blitz-Pflaster fühlte er sich gleich viel stärker und mutiger.
"Danke, Doktor Bärnhard!" summte er glücklich.
"Gern geschehen, kleiner Held," brummte der Doktor.
"Und immer daran denken: Wenn mal wieder was weh tut, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, sag deiner Mama Bescheid oder komm zu mir. Es ist wichtig, auf deinen Körper zu hören und dir helfen zu lassen."
Buzz und seine Mama bedankten sich noch einmal und machten sich auf den Heimweg. Buzz war sehr erleichtert und auch ein bisschen stolz auf sein cooles Helden-Pflaster. Er krabbelte fröhlich neben seiner Mama her und summte schon wieder eine leise Melodie. Er hatte heute etwas Wichtiges gelernt: Auch wenn man gerne stark und schnell ist, ist es keine Schande, wenn man sich mal weh tut. Und es ist gut und wichtig, auf seinen Körper zu hören und sich Hilfe zu holen. Mit ein bisschen Fürsorge und einem coolen Pflaster würde er sicher ganz schnell wieder fit sein für neue, aufregende Musik-Abenteuer auf der Lichtung der tausend Farben!