Himmelhohe Rettung
Die Fantasie-Werkstatt
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Die Geschichte von Tilly Tallneck zeigt uns, dass auch aus scheinbarer Ungeschicklichkeit große Stärke und Mut erwachsen können! Tilly, die sich oft tollpatschig fühlte, entdeckte, dass sie fliegen und den Wald vor einem Sturm schützen konnte – und dass ihr langer Hals und ihre "Wackelei" plötzlich ihre größten Stärken waren. Sie lernte, dass jeder Mensch einzigartige Fähigkeiten hat und zum Helden werden kann, wenn er an sich glaubt. Inspiriert von Tillys himmelhoher Rettung, begeben wir uns heute auf unser eigenes "Superhelden-Training", um unsere besonderen Talente zu entdecken und zu feiern!
Diese Aktivität integriert Prinzipien der Pikler-Pädagogik, indem sie das Kind in seiner freien Bewegung und dem Entdecken seiner körperlichen Fähigkeiten unterstützt und eine sichere Umgebung für das Experimentieren mit dem eigenen Körper schafft. Die Bewegungspädagogik wird durch gezielte Übungen zur Koordination, Balance und Körperbeherrschung geförd, die das Kind in seiner motorischen Entwicklung stärken. Elemente der Montessori-Pädagogik finden sich in der Betonung der individuellen Fähigkeiten und der intrinsischen Motivation des Kindes, seine eigenen Grenzen auszuloten. Zudem wird die emotionale Resilienz gestärkt, da das Kind lernt, mit Herausforderungen umzugehen und seine Einzigartigkeit als Stärke zu sehen, genau wie Tilly ihre Ungeschicklichkeit als Superkraft erkannte.
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Für euer Superhelden-Training benötigt ihr Alltagsgegenstände, die zu Bewegungsherausforderungen einladen und eure "Superkräfte" sichtbar machen.
Für den Superhelden-Parcours:
"Superkraft-Stationen":
"Flieg-Station": Ein großer Schal oder Tuch, das man wie einen Umhang tragen oder bewegen kann, um das Gefühl des Fliegens nachzuahmen. Optional: Ein kleiner Ventilator oder Föhn (unter Aufsicht!) für Windeffekte.
"Stärke-Station": Leichte Kissen, leere Kartons oder weiche Bälle, die man "hochheben" oder "wegschieben" kann, um die eigene "Superstärke" zu testen.
"Balance-Station": Ein am Boden liegendes Seil, ein Band oder ein gerollte Decke, auf dem man balancieren kann (wie Tillys langer Hals, der ihr Gleichgewicht gab).
"Dehn-Station": Ein langer Schal oder ein Gummiband, das man vorsichtig dehnen kann, um "lang" wie Tillys Hals zu werden und hohe Dinge zu erreichen.
"Gefahren" (symbolisch):
Ein paar Kissen, die den "Sturm" oder "Wind" darstellen, den Tilly überwinden musste.
Optional: Musik, die anfangs etwas "stürmisch" klingt und dann in "sonnig" und "fröhlich" wechselt.
Für die Superhelden-Ausrüstung (optional):
Ein selbstgemachter Umhang (aus einem Tuch).
Ein "Superhelden-Armband" aus Papier oder Stoff.
Optional: Malutensilien, um ein "Superhelden-Symbol" zu malen.
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Unsere Superhelden-Basis einrichten: Wählt einen sicheren Bereich im Zimmer oder draußen. Sprecht darüber, wie Tilly ihre Kräfte entdeckt hat.
"Tilly hat gelernt, dass in ihr eine Superheldin steckt. Wir bauen heute unser Superhelden-Training, um unsere eigenen Superkräfte zu entdecken!"
Ordnet die Materialien so an, dass verschiedene Stationen für Balance, Stärke und Fliegen entstehen.
Die "Flieg-Station": Beginnt mit dem Schal oder Tuch.
"Tilly konnte plötzlich fliegen! Wie fühlt es sich an, wenn du mit deinem Schal fliegst?"
Lasst das Kind den Schal wie einen Umhang tragen, ihn durch die Luft wirbeln oder wie eine Welle bewegen. Wenn ihr einen Ventilator habt, könnt ihr den Schal in den Luftzug halten, um das Gefühl von Wind beim Fliegen nachzuahmen.
Die "Stärke-Station": Nutzt die Kissen, Kartons oder Bälle.
"Tilly hat entdeckt, dass sie unglaublich stark ist und sogar Äste brechen konnte! Was können wir mit unserer Superstärke bewegen?"
Lasst das Kind die leichten Gegenstände hochheben, schieben oder sanft werfen. Ermutigt es, seine Muskeln zu spüren und zu experimentieren, wie viel Kraft es hat.
Die "Balance-Station": Legt das Seil oder die gerollte Decke auf den Boden.
"Tillys langer Hals half ihr, das Gleichgewicht zu halten, auch wenn sie stolperte. Wie gut kannst du balancieren?"
Lasst das Kind versuchen, vorsichtig über das Seil zu gehen, die Füße voreinander zu setzen. Wenn es wackelt, ist das in Ordnung – "Stolpern erlaubt, genau wie bei Tilly!"
Die "Dehn-Station": Verwendet den langen Schal oder das Gummiband.
"Tillys langer Hals konnte sich weit strecken, um Blätter zu erreichen. Wie weit kannst du dich dehnen?"
Lasst das Kind den Schal hochhalten und sich nach oben strecken, oder das Gummiband sanft dehnen.
Die "Sturm-Challenge": Stellt die Kissen als symbolischen "Sturm" auf.
"Erinnerst du dich an den großen Wind und die dunkle Wolke? Tilly hat sich vor den Wind gestellt, um den Wald zu schützen. Können wir die Kissen vor unserem Wald (z.B. ein paar Kuscheltiere) aufstellen, um sie zu schützen?"
Lasst das Kind die Kissen als "Schutzmauer" vor einem "Sturm" aufstellen.
Feiere deinen Superhelden-Sieg: Wenn alle Stationen gemeistert sind, feiert euer Kind als Held!
"Du hast dein Superhelden-Training gemeistert! Du hast deine Stärken entdeckt, genau wie Tilly!"
Sprecht über die besonderen Talente, die das Kind gezeigt hat.
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Superhelden-Zeichnung: Lasst euer Kind seinen eigenen Superhelden mit seinen entdeckten Kräften malen und ihm einen Namen geben.
"Jeder ist ein Held"-Lied: Dichtet ein einfaches Lied darüber, dass jeder seine eigenen Superkräfte hat und es gut ist, anders zu sein.
Team-Rettung: Spielt ein Szenario, bei dem ein Kuscheltier "gerettet" werden muss und euer Kind seine Superkräfte einsetzt (z.B. das Kuscheltier mit dem Schal "fliegend" in Sicherheit bringen oder mit "Superstärke" ein Hindernis wegschieben).
Gefühle-Stärke: Sprecht darüber, wie man auch Gefühle wie Angst oder Traurigkeit mit innerer Stärke bewältigen kann. Tilly war auch ängstlich, aber sie hat ihren Mut gefunden.
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"Was hat dir an deinem Superhelden-Training am meisten Spaß gemacht?"
"Welche 'Superkraft' hast du heute an dir entdeckt?"
"Was hat Tilly gelernt, als sie den Wald gerettet hat, obwohl sie sich tollpatschig fühlte?"
"Was können wir tun, wenn wir uns unsicher fühlen oder glauben, etwas nicht zu können?"
"Wie können wir unsere einzigartigen Talente nutzen, um anderen zu helfen, genau wie Tilly es getan hat?"
Zum Vorlesen
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Im Herzen von Whispering Woods, wo die Bäume den Himmel kitzelten und die Blumen den Boden in lebendige Farben tauchten, lebte Tilly Tallneck. Tilly war eine Giraffe, eine sehr große Giraffe, aber sie war auch dafür bekannt, das tollpatschigste Geschöpf im gesamten Wald zu sein. Sie stolperte oft über ihre eigenen langen Füße und ließ Blätter und Zweige durch die Luft fliegen. Sie ließ Beeren von den höchsten Zweigen fallen und spritzte sie auf den Boden. Und sie stieß gegen Bäume und murmelte Entschuldigungen bei den erschrockenen Vögeln.
Eines sonnigen Morgens, als Tilly vorsichtig versuchte, einen Weg zu finden, ohne zu stolpern, hörte sie aufgeregtes Geplapper. Rosie Rumbletree, ein kleines Eichhörnchen mit leuchtenden, neugierigen Augen und einem abenteuerlustigen Geist, huschte einen Baumstamm hinunter auf sie zu.
„Tilly, Tilly!“ Rief Rosie aus, ihre Stimme war erfüllt von einer Mischung aus Aufregung und Sorge. „Sie werden es nicht glauben! Eine seltsame, dunkle Wolke kommt hierher! Sie ist riesig und bewegt sich schnell!“
Trotz ihrer Ungeschicklichkeit wollte Tilly es sehen. Sie spähte durch die Bäume und tatsächlich rollte eine dunkle Wolke heran. Sie sah wütend und wirbelnd aus und warf einen Schatten über den einst so hellen Wald. Pip Puddlejump, ein kleiner Frosch mit großen, ängstlichen Augen, hüpfte zitternd näher.
„Eine dunkle Wolke?“ Pip krächzte mit zitternder Stimme. „Oh mein Gott! Was ist, wenn es ein großer Sturm ist? Ich mag keine Stürme!“
Tilly versuchte trotz ihrer eigenen Unbeholfenheit, ihre Freunde zu beruhigen. „Vielleicht wird es nicht so schlimm sein, Pip. Uns wird es gut gehen.“ Doch gerade als sie es sagte, begann ein starker Wind durch die Bäume zu rauschen und die Blätter begannen wild zu tanzen.
Tilly, die versuchte, im Wind das Gleichgewicht zu halten, machte einen Schritt und stolperte wie immer.
„Uff!“ Rief Tilly und rechnete damit, flach auf ihr Gesicht zu fallen. Aber etwas Seltsames geschah. Anstatt zu Boden zu fallen, spürte sie eine Leichtigkeit. Ihre Füße berührten nicht mehr die Erde!
„Häh?“ Tilly keuchte und blickte nach unten. Sie schwebte! Sie schwebte tatsächlich in der Luft! Ihr langer Hals streckte sich gen Himmel.
Rosie Rumbletrees Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Tilly! Du schwebst! Du hast Superkräfte!“
Pip Puddlejump sah jedoch noch verängstigter aus. „Superkräfte? Aber... aber sie schwebt! Das ist nicht normal! Es ist beängstigend!“
Auch Tilly hatte Angst. Sie verstand nicht, was geschah. Sie ruderte mit ihren langen Beinen und versuchte abzusteigen, aber sie schwebte einfach immer höher. „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll!“ sie weinte. „Ich bin immer noch ungeschickt, auch wenn ich schwebe!“
Rosie, immer die Abenteuerlustige, ermutigte Tilly. „Komm schon, Tilly! Versuche, deine Beine so zu bewegen, als würdest du gehen! Schlage ein wenig mit dem Hals! Du schaffst das!“
Tilly holte tief Luft und versuchte, zu tun, was Rosie vorgeschlagen hatte. Sie bewegte ihre Beine wie eine Gehbewegung und wedelte sanft mit ihrem langen Hals. Langsam begann sie, sich vorwärts zu bewegen und durch die Luft zu gleiten. Sie flog!
„Ich... ich glaube, ich schaffe es!“ Rief Tilly, ihre Stimme war voller Überraschung und ein wenig Aufregung.
Als sie den Dreh raus hatte mit dem Fliegen, entdeckte sie noch etwas anderes. Sie war unglaublich stark! Sie stieß versehentlich gegen einen großen Ast und dieser brach in zwei Teile, als wäre es ein Zweig.
"Wow!" Sagte Tilly erstaunt. „Ich kann fliegen und ich bin stark!“
Doch ihr Staunen hielt nicht lange an. Die dunkle Wolke befand sich nun direkt über ihnen und der Wind wurde stärker. Es heulte durch die Bäume und brachte sie dazu, sich zu beugen und zu schwanken. Die Tiere des Waldes waren in Gefahr.
Pip Puddlejump, der sich an einen Pilz klammerte, schrie: „Oh nein! Der Wind ist zu stark! Die Bäume werden fallen! Wir werden alle weggeblasen!“
Obwohl Rosie mutig war, sah sie besorgt aus. „Was können wir tun? Der Wind ist zu stark!“
Tilly blickte ihre Freunde an und ihre unbeholfene Vergangenheit schoss ihr durch den Kopf. Aber jetzt hatte sie die Chance zu helfen. Sie hatte Kräfte! Sie musste es versuchen.
„Ich... ich kann helfen!“ Erklärte Tilly mit neu gewonnener Entschlossenheit.
Als Tilly sich an ihre Freunde und den Wald erinnerte, musste sie ihre Angst und ihre alte Ungeschicklichkeit überwinden. Sie holte tief Luft und flog direkt dem Wind entgegen. Es war, als würde man gegen eine Wand stoßen. Der Wind drückte gegen sie und versuchte, sie vom Kurs abzubringen.
„Wow!“ Tilly grunzte und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Rosie jubelte von unten. „Geh, Tilly, geh!“
Pip, dessen Angst in seinem Erstaunen für einen Moment vergessen war, sah mit großen Augen zu.
Tilly kämpfte sich mit aller Kraft durch den Wind. Sie flog immer höher und ihr langer Hals half ihr, über die wirbelnden Blätter zu sehen.
Sie sah, dass die kleineren Tiere vom Wind herumgewirbelt wurden. Ohne zu zögern hob sie sie vorsichtig mit ihrem langen Hals auf und legte sie vorsichtig auf die stabilsten Äste.
„Geht es euch allen gut?“ rief sie, ihre Stimme war trotz des Windes stark.
Die Tiere, darunter auch Pip, nickten mit großen Augen vor Dankbarkeit.
Dann nutzte Tilly ihre Größe und ihren Körper, um die Bäume vor dem Wind zu schützen. Sie positionierte sich wie eine hohe, lebende Mauer und schützte den Wald vor dem schlimmsten Sturm. Ihre Ungeschicklichkeit, der lange Hals, der ihr früher die Reise ermöglichte, war jetzt ihre größte Stärke!
Der Wind heulte und tobte, aber Tilly blieb standhaft. Langsam, allmählich begannen ihre Kraft und ihr Mut zu gewinnen. Der Wind begann nachzulassen. Die dunkle Wolke begann sich aufzulösen.
Endlich hörte der Wind auf. Die dunkle Wolke verschwand und die Sonne lugte hindurch und warf erneut ihre warmen Strahlen über den Wald. Die Bäume standen zwar erschüttert, aber immer noch. Die Tiere waren in Sicherheit.
Die Waldbewohner jubelten Tilly zu. „Tilly! Tilly! Du hast uns gerettet!“
Aus Tilly, der tollpatschigen Giraffe, war Tilly, der Held geworden. Sie hatte ihre Superkräfte entdeckt, aber was noch wichtiger war, sie hatte ihre eigene Stärke und ihren eigenen Mut entdeckt.
„Ich... ich habe es geschafft“, sagte sie mit ehrfürchtiger Stimme. „Ich war nicht mehr ungeschickt. Ich war... ich war stark.“
Tilly hat an diesem Tag eine wertvolle Lektion gelernt. Sie hat gelernt, dass es in Ordnung ist, ungeschickt zu sein. Es ist in Ordnung, Fehler zu machen. Jeder hat seine ganz eigenen Stärken, auch wenn er diese zunächst nicht erkennt. Und anderen zu helfen ist das beste Abenteuer überhaupt.
Von diesem Tag an war Tilly nicht mehr nur Tilly, die tollpatschige Giraffe. Sie war Tilly, die mutige und starke Giraffe, die Beschützerin des Whispering Woods. Und sie lebte glücklich bis ans Ende ihrer Tage und nutzte ihre einzigartigen Fähigkeiten, um ihren Freunden zu helfen und ihren Wald zu schützen.