Barnaby entspannt auf dem See
Die Mutmach-Aktion
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Die Geschichte von Barnaby Bär zeigt uns, wie wichtig es ist, in unserer manchmal lauten und hektischen Welt Inseln der Ruhe zu finden. Barnaby spürte ein "Sehnsuchts-Brummen" nach einem Moment nur für sich und fand seine Erholung am Sternenklaren See. Dort lernte er, ganz still zu werden und die kleinen Wunder der Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen. Diese Aktivität lädt euch ein, gemeinsam mit eurem Kind eine eigene kleine "Stille-Oase" zu schaffen und die wohltuende Wirkung von Ruhe und achtsamer Wahrnehmung zu erleben.
Diese Aktivität integriert Prinzipien der Naturpädagogik, indem sie die Wertschätzung für natürliche Elemente fördert und zum achtsamen Umgang mit ihnen anregt. Elemente der Montessori-Pädagogik finden sich im bewussten Ordnen und Wahrnehmen der Materialien sowie in der Förderung der Selbstständigkeit des Kindes bei der Gestaltung seiner Oase. Die Reggio Emilia-Pädagogik kommt durch die Materialexploration und den vielfältigen Ausdruck zum Tragen, während die Achtsamkeitspraxis (angelehnt an die Idee der "inneren Ruhe" bei Barnaby ) Kindern hilft, ihre Sinne zu schärfen und ihre innere Welt zu erkunden. Es geht darum, dass Kinder lernen, sich selbst zu regulieren und Ruhe als Quelle der Stärke zu erkennen.
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Für eure Stille-Oase könnt ihr Dinge sammeln, die zum Spüren, Riechen, Hören und Sehen einladen.
Für die Stille-Oase (Untergrund und Gefäße):
Ein flaches Tablett, ein großer Teller, ein niedriger Karton oder ein Stück Stoff (als Begrenzung für die Oase).
Kleine Schälchen, Dosen oder Becher, um Materialien darin zu sammeln und zu trennen.
Natürliche Materialien (wie Barnaby sie am See gefunden hätte):
Kleine, glatte Steine (vielleicht sogar nass, um den Glanz des Wassers zu spiegeln).
Blätter in verschiedenen Formen und Farben.
Kleine Äste, Rinde, Moos, Tannenzapfen.
Federn, leere Schneckenhäuser.
Sand oder Erde (in kleinen Mengen, wenn möglich).
Optional: Blütenblätter, Kräuter (z.B. Minze, Lavendel) für den Duft.
Andere Materialien (für die Sinne):
Ein kleines Glöckchen oder ein Klangspiel (für ein sanftes Geräusch).
Eine Feder oder ein weicher Pinsel (zum Spüren).
Optional: Ein Glas Wasser mit etwas Glitzer oder ein paar kleinen Schwimmkerzen (als "Sternenklarer See").
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Den ruhigen Ort vorbereiten: Findet einen Ort, an dem ihr ungestört sein könnt. Das kann ein kleiner Tisch, eine Ecke im Zimmer oder ein Platz im Garten sein. "Wir suchen uns jetzt einen ganz ruhigen Ort, genau wie Barnaby seinen Sternenklaren See gefunden hat, um uns zu entspannen."
Materialien achtsam sammeln: Geht gemeinsam auf Entdeckungsreise und sammelt die Materialien. Ermutige dein Kind, die Dinge bewusst wahrzunehmen.
"Spür mal, wie sich dieser Stein anfühlt. Ist er warm oder kalt? Glatt oder rau?"
"Riech mal an diesem Blatt. Wonach duftet es?"
"Hör mal genau hin, welche Geräusche die kleinen Äste machen, wenn wir sie bewegen."
"Sieh mal, welche Farben und Formen du entdecken kannst. Genau wie Barnaby die Wolken beobachtet hat."
Die Stille-Oase gestalten: Lass dein Kind die gesammelten Materialien in der Schale oder auf dem Tuch anordnen. Es gibt kein Richtig oder Falsch.
"Wie möchtest du deine Stille-Oase gestalten? Wo soll der kleine See sein? Und wo die Bäume und Blumen?"
Nutzt die kleinen Schälchen, um verschiedene Materialien zu trennen oder zu gruppieren.
Die Sinne erkunden: Wenn die Oase fertig ist, nehmt euch Zeit, sie ganz bewusst mit allen Sinnen zu erkunden – genau wie Barnaby es auf dem See getan hat.
Sehen: "Was siehst du alles in deiner Oase? Gibt es hier kleine Tiere oder Wolken, die vorbeiziehen?"
Fühlen: Fahrt mit den Fingern über die verschiedenen Materialien. "Wie fühlen sich die Federn an? Und das Moos?"
Hören: Wenn ihr ein Glöckchen habt, lasst es sanft klingen. "Hör mal, welche leisen Geräusche du in deiner Oase entdecken kannst – vielleicht das Rascheln der Blätter oder das Summen einer Biene, genau wie Barnaby es gehört hat."
Riechen: Wenn ihr duftende Materialien habt, riecht daran. "Wonach riecht es hier in deiner Oase?"
Ruhe finden: Setzt euch für einen Moment schweigend neben die Oase. Atmet tief ein und aus.
"Fühl mal, wie dein Körper ruhig wird, genau wie Barnaby, als er auf dem See trieb."
"Wir können uns so richtig entspannen, wenn wir ganz still sind und einfach nur schauen und horchen."
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Mini-Bootsfahrt: Bastelt ein winziges Boot aus Rinde oder einem Blatt und lasst es in einem Schälchen Wasser (eurem Mini-See) schwimmen, genau wie Barnabys Boot.
Klänge der Natur: Sammelt kleine Stöcke, Steine und trockene Blätter und macht damit ganz leise, achtsame Geräusche, die an die Natur erinnern.
Wolkengeschichten: Legt euch hin und beobachtet die Wolken (echte oder imaginäre) und erfindet Geschichten über die Formen, die ihr darin seht, wie Barnaby den schlafenden Fisch in den Wolken sah.
Achtsamkeits-Spaziergang: Macht einen kleinen "Stille-Spaziergang" draußen, bei dem ihr bewusst versucht, nur auf die Geräusche der Natur zu hören und die Farben und Formen um euch herum wahrzunehmen.
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"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir unsere Stille-Oase gebaut haben?"
"Was hast du in unserer Oase mit deinen Augen entdeckt, was du sonst vielleicht gar nicht bemerkt hättest?"
"Wie hat sich dein Körper angefühlt, als wir ganz still waren und die Oase betrachtet haben?"
"Was hat Barnaby am Sternenklaren See gelernt? Und was haben wir heute über die Ruhe gelernt?"
"Wo könntest du noch einen ruhigen Ort finden, wenn du mal ein "Sehnsuchts-Brummen" nach Ruhe spürst?"
Zum Vorlesen
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Barnaby Bear saß in seinem gemütlichsten Sessel in seiner ebenso gemütlichen Bärenhöhle. Draußen im Whispering Woods war in den letzten Tagen viel los gewesen: Das große Beeren-Sammelfest stand bevor, und alle waren aufgeregt hin- und hergerannt, hatten Körbe vorbereitet und Pläne geschmiedet. Barnaby hatte natürlich mitgeholfen, aber jetzt, wo alles etwas ruhiger wurde, spürte er ein tiefes Brummen in seiner Brust. Es war kein hungriges Brummen und auch kein müdes Brummen. Es war ein Sehnsuchts-Brummen. Ein Brummen nach... Ruhe. Nach einem Moment nur für sich, ganz ohne Trubel und Pläne.
Er schaute aus dem runden Fenster seiner Höhle, die unter den dicken Wurzeln einer alten Eiche lag. Die Sonne schien durch die Blätter. Da kam ihm eine Idee. Ein Ausflug! Aber kein aufregender, sondern ein ganz ruhiger. Zum Sternenklaren See. Der See lag etwas außerhalb des Waldes und war bekannt für sein stilles Wasser und die Ruhe, die man dort fand. Ja, das war es!
"Ein Tag am See," murmelte Barnaby zufrieden vor sich hin.
Er stand behäbig auf und holte sein kleines, aber sehr stabiles Holzboot hervor, das er selbst gezimmert hatte. Es lag gut verstaut in einer Ecke seiner Höhle. Er prüfte kurz, ob die Paddel da waren – ja, zwei kräftige Paddel aus Eschenholz. Dann packte er sich einen kleinen Korb. Hinein kam eine Thermoskanne mit warmem Kräutertee, ein Glas mit seinem Lieblings-Honig und ein dickes Buch mit schönen Naturbildern – nur für den Fall, dass ihm doch ein bisschen langweilig werden sollte, obwohl er das eigentlich nicht glaubte. Er zog seine bequemste Weste an, setzte seinen alten Strohhut auf und machte sich gemütlich brummend auf den Weg.
Der Pfad zum Sternenklaren See schlängelte sich sanft durch den Wald, vorbei an duftenden Blumenwiesen und leise plätschernden Bächen. Barnaby genoss den Spaziergang, aber seine Vorfreude galt dem See. Als er den Waldrand erreichte und durch die letzten Bäume blinzelte, lag er vor ihm: der Sternenklare See. Und er machte seinem Namen alle Ehre, auch wenn gerade Tag war. Das Wasser lag so still und glatt da, dass sich der blaue Himmel und die weißen Wolken darin spiegelten wie in einem riesigen, perfekten Spiegel. Kein Windhauch kräuselte die Oberfläche. Es war absolut friedlich.
Barnaby trug sein Boot zum Ufer. Das Gras hier war weich und grün. Vorsichtig, denn Bären sind ja eher gemütlich als leichtfüßig, stieg er in sein Boot. Es schaukelte sanft hin und her. Barnaby setzte sich bequem auf das gepolsterte Sitzbrett, nahm die Paddel in seine großen Tatzen und stieß sich sachte vom Ufer ab. Plitsch, platsch. Das Boot glitt langsam auf das spiegelglatte Wasser hinaus.
Er paddelte gemächlich, ohne Eile, immer weiter in die Mitte des Sees. Das einzige Geräusch war das leise, rhythmische Eintauchen seiner Paddel ins Wasser. Plitsch... platsch... plitsch... platsch. Es war ein beruhigendes Geräusch. Um ihn herum war sonst nur Stille. Eine wunderbare, friedliche Stille. Barnaby hörte auf zu paddeln und ließ das Boot einfach treiben. Er schloss für einen Moment die Augen, atmete tief die frische Seeluft ein und wieder aus. Ahhh. Das tat gut. Das Sehnsuchts-Brummen in seiner Brust wurde leiser und verwandelte sich in ein wohliges Zufriedenheits-Brummen. Er fühlte, wie seine Schultern sich entspannten und alle Hektik der letzten Tage von ihm abfiel.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er ein Stück entfernt etwas auf dem Wasser. Eine Entenmama schwamm stolz voran, und hinter ihr, in einer ordentlichen Reihe, watschelten fünf winzige, flauschige Entenküken. Sie piepsten leise und paddelten mit ihren kleinen Füßchen, was das Zeug hielt, um mit ihrer Mama mitzuhalten. Barnaby lächelte. Er blieb ganz still in seinem Boot sitzen, um sie nicht zu erschrecken. Die Entenmama schien ihn gar nicht zu bemerken oder es war ihr egal. Sie tauchte plötzlich mit dem Kopf unter Wasser und kam kurz darauf mit etwas Grünem im Schnabel wieder hoch. Die Küken umringten sie sofort aufgeregt und piepsten noch lauter. Dann tauchten auch die Kleinen mutig mit ihren Köpfchen unter und platschten wieder auf. Es sah so lustig aus, wie sie übten, nach Futter zu suchen. Barnaby beobachtete die kleine Familie eine ganze Weile, bis sie langsam im Schilf am anderen Ufer verschwand. Dieses kleine Schauspiel hatte ihn zum Schmunzeln gebracht und sein Herz erwärmt.
Barnaby ließ sein Boot weiter treiben. Er legte die Paddel vorsichtig in das Boot und lehnte sich zurück. Jetzt nahm er sich Zeit, all die kleinen Wunder um sich herum zu entdecken. Er schaute hinauf zum Himmel. Die Wolken sahen aus wie riesige Wattebäusche, die langsam und lautlos über das Blau zogen. Eine Wolke sah aus wie ein schlafender Fisch, eine andere wie ein riesiger Sahneklecks. Er lauschte. Er hörte das leise Zwitschern von Vögeln aus dem Wald am Ufer, das Summen einer dicken Hummel, die über das Wasser flog, und das sanfte Rauschen der Blätter in den Bäumen, wenn doch mal ein ganz leichter Windhauch kam. Er sah das hohe Schilf am Ufer, dessen Halme sich wie Tänzer im Wind wiegten. Kleine, bunte Libellen mit durchsichtigen Flügeln huschten über die Wasseroberfläche, jagten Mücken oder setzten sich kurz auf ein Seerosenblatt. Einmal sah er sogar in der Ferne den eleganten Hals von Susi Schwan, die majestätisch ihre Kreise zog. Er spürte die sanfte Wärme der Sonne auf seinem Fell. Er roch den frischen Duft des Wassers und der feuchten Erde am Ufer. Es gab so viel zu sehen, zu hören, zu spüren und zu riechen, wenn man sich nur die Zeit nahm und ganz still wurde. Sein Buch und der Tee blieben unberührt im Korb. Die Natur selbst war viel spannender und entspannender als jedes Buch.
Nach einer langen, wunderschönen Weile auf dem See spürte Barnaby, dass es Zeit wurde, zurückzukehren. Die Sonne stand schon etwas tiefer am Himmel. Er nahm wieder seine Paddel und tauchte sie langsam ins Wasser. Plitsch... platsch. Gemächlich, ohne Hast, paddelte er zurück zum Ufer, von dem er gestartet war. Das Boot glitt sanft ans Land.
Barnaby stieg aus, zog sein Boot ein Stück auf das weiche Gras und setzte sich noch einen Moment ans Ufer. Er fühlte sich wunderbar ruhig, erfrischt und zufrieden. Das laute Brummen in seiner Brust war ganz verschwunden. Stattdessen war da ein Gefühl von tiefer Gelassenheit. Der Ausflug zum Sternenklaren See hatte ihm so gutgetan! Er hatte die Stille genossen, die Entenfamilie beobachtet und die vielen kleinen Schönheiten der Natur wahrgenommen.
Barnaby Bear wusste jetzt: Manchmal braucht man keine großen Abenteuer oder lauten Feste. Manchmal ist das Schönste, was man tun kann, sich einen ruhigen Ort zu suchen, ganz still zu werden und einfach nur zu sein – die Natur zu beobachten und neue Kraft zu sammeln. Mit einem zufriedenen Seufzer packte Barnaby sein Boot und machte sich, erfüllt von innerer Ruhe, auf den Heimweg in seine Gemütliche Bärenhöhle.