Spaß am Chaos funktioniert
Das Herz- & Gefühlsabenteuer
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Die Geschichte von Winston "Win", dem ordentlichen Dachs, zeigt uns, dass Chaos nicht immer schlecht sein muss! Winston liebte es, wenn alles an seinem Platz war, aber seine Freunde Chatter Cheep und Tilly Tallneck halfen ihm, den unaufgeräumten Spielplatz mit anderen Augen zu sehen. Sie zeigten ihm, dass das "Durcheinander" eine Geschichte vom Spaß und gemeinsamen Abenteuern erzählte und sogar der Anfang von etwas Neuem und Wunderbarem sein konnte. Inspiriert von Winstons Erkenntnis, dass im Chaos Geschichten stecken, begeben wir uns heute auf eine eigene "Chaos-Künstler"-Aktivität, bei der wir lernen, im scheinbaren Durcheinander versteckte Erzählungen und lustige Formen zu entdecken.
Diese Aktivität integriert Elemente der Reggio Emilia-Pädagogik, indem sie die kreative Ausdrucksfähigkeit und die Fähigkeit zur Interpretation von Materialien fördert. Die Kinder werden ermutigt, im "Ungeordneten" Muster und Geschichten zu entdecken. Die Waldorfpädagogik wird durch die Anregung von Fantasie und freiem Spiel aufgegriffen, das über feste Regeln hinausgeht und die innere Vorstellungskraft des Kindes stärkt. Ansätze der sozial-emotionalen Entwicklung stehen im Vordergrund, da das Kind lernt, Flexibilität zu entwickeln, Perfektion loszulassen und die Freude am gemeinsamen, unperfekten Schaffen zu erleben. Zudem wird die Beobachtungsgabe und die Fähigkeit zur Mustererkennung geschult. Es geht darum, Kindern zu zeigen, dass Freude oft aus dem Ungeplanten entsteht und dass "Ordnung" viele Formen haben kann, auch die des fröhlichen Chaos.
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Für eure Chaos-Künstler-Werkstatt benötigt ihr eine Vielzahl von Alltags- und Naturmaterialien, die sich zu einem "Durcheinander" anordnen und in denen man dann Geschichten und Formen entdecken kann.
Für das "Künstler-Chaos":
Basis-Materialien: Eine große Decke, ein alter Bettlaken oder ein Teppich (als "Spielplatz").
Diverse "Chaos-Objekte":
Naturmaterialien: Blätter (verschiedene Formen, Größen, Farben), Stöcke, kleine Äste, Tannenzapfen, Kieselsteine, Eicheln, Moos (wie auf Winstons Spielplatz).
Haushalts-/Bastelmaterialien: Knöpfe, Stoffreste, Wollfäden, kleine Spielzeuge (Bauklötze, Figuren, Legosteine), leere Papprollen, bunte Papierstreifen.
Optional: Ein kleiner Eimer oder Becher (wie der umgekippte Eimer auf dem Spielplatz).
Für die "Geschichten-Entdeckung":
Eine Lupe (zum genauen Hinschauen).
Optional: Eine Kamera, um die entdeckten Formen und Geschichten zu fotografieren.
Optional: Papier und Stifte, um die "Geschichten" zu zeichnen oder zu notieren.
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Den "Spielplatz" vorbereiten und Chaos erzeugen: Legt die Decke oder den Teppich als euren "Spielplatz" aus. Werft dann alle gesammelten Materialien darauf, sodass ein "Chaos" entsteht, wie es Winston so sehr unruhig machte.
"Winston war entsetzt, als er das Chaos auf dem Spielplatz sah. Wir machen jetzt unser eigenes Chaos, aber wir werden darin Geschichten entdecken!"
Ermutigt dein Kind, die Materialien "durcheinander" zu werfen, anstatt sie ordentlich hinzulegen.
Die "Geschichte im Chaos" entdecken: Schaut euch gemeinsam das entstandene Durcheinander an. Erzählt euch, welche lustigen Dinge auf dem Spielplatz passiert sind, wie Chatter Cheep und Tilly es taten.
"Chatter Cheep und Tilly haben Winston gezeigt, dass das Chaos eine Geschichte vom Spielen erzählt. Was siehst du in unserem Durcheinander? Siehst du ein Stock-Schiff, das umgekippt ist? Oder ein Mooshügel, der zertrampelt wurde?"
Nutzt die Lupe, um kleine Details im Chaos zu entdecken.
Formen im "Durcheinander" finden: Sucht gemeinsam nach versteckten Formen oder Figuren, die im Chaos entstanden sind, wie Tilly den "schlafenden Drachen" entdeckte.
"Tilly hat einen schlafenden Drachen aus Blättern und Stöcken entdeckt! Was kannst du in unserem Chaos entdecken? Siehst du ein Tier? Ein Gesicht? Oder vielleicht ein ganz verrücktes Monster?"
Lasst die Fantasie des Kindes freien Lauf. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Ihr könnt die Formen auch mit Fingern oder einem Stock nachzeichnen.
Das Chaos verändern und neue Geschichten schaffen: Nehmt einige der Materialien und verändert das "Chaos" bewusst, um neue Formen oder Geschichten zu erschaffen, wie Winston vorschlug, dem Drachen größere Flügel zu bauen.
"Winston hat gelernt, dass man aus Unordnung etwas Neues und Lustiges machen kann. Sollen wir dem Drachen größere Flügel bauen? Oder vielleicht ein Haus für den Mooshügel?"
Ermutigt das Kind, die Materialien neu anzuordnen und dabei neue Geschichten zu erfinden.
Reflexion über Chaos und Freude: Sprecht darüber, wie sich Winston gefühlt hat und wie er gelernt hat, dass Chaos auch Spaß machen kann.
"Am Anfang hat Winston das Chaos unruhig gemacht. Aber dann hat er gemerkt, dass es voller Erinnerungen an lustige Spiele ist und man daraus Neues erschaffen kann. Was hast du heute über 'Chaos' und 'Ordnung' gelernt?"
Betont, dass Spaß und Freundschaft manchmal wichtiger sind als Perfektion.
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Foto-Galerie der Geschichten: Macht Fotos von den verschiedenen Formen und Geschichten, die ihr im Chaos entdeckt oder gebaut habt. Erstellt eine kleine "Galerie" eurer "Chaos-Kunstwerke".
"Ordnungs-Chaos-Vergleich": Nehmt eine kleine Auswahl von Materialien und ordnet sie einmal perfekt an, dann werft sie ins Chaos. Sprecht darüber, welche "Geschichte" jede Anordnung erzählt.
"Wir-lachen-über-Chaos"-Lied: Dichtet ein kurzes, lustiges Lied darüber, wie man über ein bisschen Chaos lachen kann und wie darin Abenteuer stecken.
"Fühl-Chaos-Box": Füllt eine geschlossene Box mit verschiedenen Materialien und lasst das Kind nur durch Tasten versuchen, die Formen und Geschichten darin zu "sehen".
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"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir unser Chaos erschaffen und Geschichten darin entdeckt haben?"
"Was war das Überraschendste, das du in unserem Durcheinander gesehen hast?"
"Wie hat Winston gelernt, dass Unordnung auch gut sein kann?"
"Gibt es Dinge, die du sonst als 'Chaos' siehst, in denen jetzt vielleicht auch eine Geschichte steckt?"
"Was können wir tun, wenn wir das nächste Mal ein bisschen 'Chaos' um uns herum haben?"
Zum Vorlesen
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Winston, den alle "Win" nannten, war ein Dachs mit glänzendem grau-schwarzem Fell und einer kleinen Brille, die er manchmal trug, wenn er besonders genau hinschauen wollte. Er liebte es über alles, wenn alles an seinem Platz war. In seinem Zuhause, dem Ordentlichen Bau, der sich unter einem großen Wurzelstock befand, war immer picobello aufgeräumt. Jedes Blatt hatte seinen festen Platz, jeder Stein lag genau dort, wo er hingehörte. Winston glaubte fest daran, dass Ordnung glücklich und ruhig machte. Chaos hingegen machte ihn ganz unruhig.
Nach einem aufregenden Vormittag voller Spiele mit seinen Freunden, Chatter Cheep, dem redseligen Papagei, und Tilly Tallneck, der tollpatschigen Giraffe, sah der Spielplatz im Wald ganz anders aus als Winstons Ordentlicher Bau. Sie hatten "Abenteuer-Insel" gespielt, bei dem Stöcke Schiffe waren, Blätter die Segel und Mooshügel hohe Berge auf fernen Inseln. Jetzt lag Spielzeug herum, Stöcke kreuz und quer, Blätter waren überall verstreut, nicht ordentlich auf einem Haufen, und ein kleiner Hügel aus Moos war völlig zertrampelt. Ein umgekippter kleiner Eimer lag mitten im Sand.
Winston blieb am Rand des Spielplatzes stehen. Seine kleinen Augen weiteten sich hinter seiner Brille.
"Oh je", murmelte er entsetzt. Seine Schnurrhaare zitterten leicht. Das war ja ein Chaos! So viel Unordnung auf einem Haufen!
Er konnte den Anblick kaum ertragen. Sein Fell sträubte sich ein bisschen, als würde jeder herumliegende Stock ihn persönlich stören. Er wollte am liebsten sofort, in diesem Augenblick, loslegen und alles aufräumen. Jeden Stock an seinen Platz legen, jedes Blatt auf einen ordentlichen Haufen fegen, den Eimer aufstellen und den Mooshügel wieder glattstreichen.
"So viel Unordnung!", sagte Winston mit einem tiefen Seufzer, der klang wie leiser Wind, der durch Blätter weht.
"Das muss sofort aufgeräumt werden! Das kann doch so nicht bleiben!"
Chatter Cheep, der sich auf einem Ast in der nahegelegenen Plauderecke niedergelassen hatte, zwitscherte fröhlich und putzte dabei seine bunten Federn.
"Aber Winston!", rief Chatter Cheep. Seine Stimme klang wie eine schnelle, lustige Melodie.
"Warum denn so eilig? Das war doch gerade so lustig! Erinnerst du dich an das Rennen mit den Stock-Schiffen auf dem glitzernden Bach? Dein Schiff war das schnellste von allen, weil du den längsten Stock gefunden hast!"
Winston musste zugeben, das Rennen war lustig gewesen. Er hatte sich gefreut, als sein Stock-Schiff als Erstes um die Ecke gebogen war.
Tilly Tallneck, die hoch aufragende Giraffe von der Hohen Aussicht, lachte laut. Ihr Lachen klang wie ein tiefes, warmes Brummen, das durch die Blätter der Bäume hallte. Sie stand neben einem Haufen Blätter und Zweigen.
"Und schau mal, Winston!", sagte Tilly. Sie zeigte mit ihrem langen Hals auf eine lustige Konfiguration aus Stöcken und Blättern, die sie beim Spielen versehentlich erschaffen hatten, in der Mitte des Spielplatzes.
"Das sieht aus wie ein schlafender Drache! Mit großen Blätter-Flügeln und einem Stock-Schwanz!"
Winston schaute genauer hin. Er trat einen Schritt näher, seine ordentlichen Pfoten traten vorsichtig um einen herumliegenden Stein herum. Tatsächlich! Mit ein bisschen Fantasie und Tillys Begeisterung konnte man wirklich einen schlafenden Drachen erkennen. Die herumliegenden Stöcke waren sein Körper, die verstreuten Blätter seine Flügel, und ein gekrümmter Zweig sah aus wie sein Schwanz.
Chatter Cheep und Tilly halfen Winston, die Unordnung mit anderen Augen zu sehen. Sie sprachen über all die lustigen Dinge, die sie an diesem Vormittag erlebt hatten.
"Erinnerst du dich, Tilly wie du fast über den Mooshügel gestolpert bist, als du versucht hast, darauf zu balancieren? Das war ein lustiger Wackler!"
"Ja!, meine langen Beine sind manchmal ein bisschen ungeschickt! Aber ich bin nicht hingefallen, das war ein kleiner Sieg!"
"Und jeder herumliegende Gegenstand, erinnert an ein lustiges Spiel oder einen gemeinsamen Lacher, nicht wahr?"
"Genau!”
"Diese Unordnung ist wie eine Karte von unserem tollen Spaß! Jeder Stock, jedes Blatt ist eine Erinnerung!"
Winston lauschte seinen Freunden. Er hatte immer gedacht, Unordnung sei etwas Schlechtes, etwas, das sofort behoben werden musste. Aber Chatter Cheep und Tilly zeigten ihm eine andere Seite. Die Unordnung war nicht nur Unordnung. Sie war ein Zeichen für den tollen Tag, den sie gerade hatten, für ihre gemeinsamen Abenteuer und ihr Lachen. Jeder Stock erinnerte ihn an das schnelle Rennen, jedes verstreute Blatt an das lustige Spiel mit dem Wind und den umgekippten Eimer an das Versteckspiel, bei dem er sich darin versteckt hatte, auch wenn er kaum hineinpasste.
"Ich verstehe", sagte Winston langsam. Ein kleines Lächeln begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten.
"Die Unordnung... sie erzählt eine Geschichte. Unsere Geschichte vom Spielen und Lachen und Zusammen-Sein."
Winston begann zu sehen, dass Unordnung nicht immer schlecht war. Manchmal, wenn man etwas Neues schuf oder einfach nur Spaß hatte, entstand eben ein bisschen Chaos. Und manchmal entstand gerade aus der Unordnung etwas Neues und Lustiges. Der schlafende Drache aus Stöcken und Blättern, den Tilly entdeckt hatte, war ein gutes Beispiel dafür. Er beschloss, nicht sofort alles aufzuräumen. Er würde die Aufräumarbeiten auf später verschieben.
Er ging in die Mitte des Spielplatzes, direkt zu dem Blätterhaufen, der wie ein Drache aussah. Er trat nicht vorsichtig um die Stöcke herum, sondern stieg mutig darüber. Er nahm einen der herumliegenden Stöcke in seine Pfoten. Er sah Tilly an, die immer noch mit einem breiten Grinsen auf den schlafenden Drachen zeigte, und Chatter Cheep, der neugierig von seinem Ast zuschaute.
"Sollen wir... sollen wir dem Drachen ein paar größere Flügel bauen?"
Seine Stimme klang jetzt viel fröhlicher als zuvor. Chatter Cheep flatterte aufgeregt mit seinen bunten Flügeln.
"Ja!, eine tolle Idee, Winston! Lass uns die buntesten Blätter dafür suchen!"
Tilly Tallneck nickte begeistert und bückte sich etwas wackelig nach ein paar großen, roten Blättern.
"Lasst uns den Drachen noch größer und beeindruckender machen!"
Winston, der normalerweise so ordentliche Dachs, begann nun, mit Chatter Cheep und Tilly eine neue, lustige Figur aus den Blättern und Zweigen zu bauen, die zuvor noch einfach nur "Unordnung" gewesen waren. Sie stapelten Blätter höher, suchten nach den längsten Stöcken für den Schwanz und arrangierten Zweige neu für die Krallen. Der schlafende Drache bekam immer größere und fantasievollere Flügel. Sie lachten viel dabei und erzählten sich dabei weitere lustige Geschichten von anderen Abenteuern im Whispering Woods. Winston bemerkte, dass es genauso viel Spaß machte, aus der Unordnung etwas Neues zu erschaffen und dabei mit seinen Freunden zusammen zu sein, wie in seinem perfekt geordneten Bau zu sein.
Winston lernte an diesem Tag eine wichtige Lektion. Er lernte, dass es wichtig ist, flexibel zu sein und zu akzeptieren, dass nach einem Tag voller Spaß und Abenteuer nicht immer alles perfekt geordnet sein muss. Der Spielplatz war zwar nicht ordentlich, aber er steckte voller glücklicher Erinnerungen an das gemeinsame Spielen und neuer Möglichkeiten für fantasievolle Spiele. Winston fühlte sich leichter. Das Gefühl der Unruhe war verschwunden. Er wusste nun, dass Spaß und Freundschaft manchmal wichtiger waren als Perfektion und dass ein bisschen Chaos nicht das Ende der Welt bedeutete, sondern der Anfang von etwas Neuem und Wunderbarem sein konnte. Von diesem Tag an war Winston immer noch ein ordentlicher Dachs, aber er wusste auch, dass es im Leben Platz für ein bisschen fröhliches Durcheinander gab, besonders wenn es mit Freunden und Lachen gefüllt war.