Freunde und Geheimnisse
Die Entdecker-Mission
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Die Geschichte von Chatter Cheep und Pips Kicher-Geheimnis hat uns gezeigt, wie wichtig Vertrauen in einer Freundschaft ist. Chatter lernte von Wilbert Wiz, dass ein Geheimnis wie ein kleiner Schatz ist, den jemand mit uns teilt, weil er uns vertraut. Manchmal plaudert man unabsichtlich Dinge aus, aber das Wichtigste ist, daraus zu lernen und das Vertrauen seiner Freunde gut zu bewahren. Inspiriert von Chatter Cheeps wichtiger Lektion bauen wir heute unsere eigene "Vertrauens-Schatzkiste", um zu lernen, wie man Geheimnisse gut behütet und was Freundschaft wirklich bedeutet.
Diese Aktivität integriert Elemente der Montessori-Pädagogik, indem sie die Entwicklung sozial-emotionaler Kompetenzen durch das Verstehen und Üben von Vertrauen und Empathie fördert. Die Reggio Emilia-Pädagogik wird durch den kreativen Ausdruck beim Gestalten der Schatzkiste und der "Geheimnis-Steine" aufgegriffen. Ansätze der Waldorfpädagogik können durch das spielerische, bildhafte Lernen über abstrakte Konzepte wie Vertrauen und Geheimnisse einfließen. Zudem wird die emotionale Intelligenz gestärkt, da das Kind lernt, die Gefühle anderer zu erkennen und mit eigenen Fehlern umzugehen, genau wie Chatter Cheep seine Traurigkeit über Pips Enttäuschung verarbeitete und um Verzeihung bat.
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Für eure Vertrauens-Schatzkiste benötigt ihr einen Behälter, der sich gut verschließen lässt, und kleine Gegenstände, die als "Geheimnisse" dienen können.
Für die Vertrauens-Schatzkiste:
Eine kleine Kiste, Schachtel oder Dose mit Deckel (z.B. Schmuckkästchen, Teedose, Keksdose, Schuhkarton).
Dekorationsmaterialien: Buntstifte, Farben, Glitzer, Aufkleber, Stoffreste, Muscheln, kleine Äste – alles, um die Kiste besonders und "geheimnisvoll" zu gestalten.
Für die "Geheimnis-Schätze":
Mehrere kleine Steine (Kieselsteine, Glassteine) oder andere kleine, unempfindliche Gegenstände (z.B. Muscheln, Knöpfe, kleine Figuren).
Optional: Kleine Zettel und Stifte, um "Geheimnisse" zu malen oder zu schreiben (die nur für die Kiste bestimmt sind).
Zusätzliche Materialien:
Ein Bild von Chatter Cheep und Pip oder den Erzählsteinen als Gesprächsanlass.
Ein Tuch oder Schal, um die Kiste oder die "Geheimnisse" zu verdecken.
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Unsere Vertrauens-Schatzkiste gestalten: Nehmt die ausgewählte Kiste. Sprecht darüber, wie Chatter Cheep gelernt hat, dass Geheimnisse wie Schätze sind, die man gut behütet.
"Wir bauen jetzt eine ganz besondere Schatzkiste, die nur für unsere Geheimnisse da ist! Sie ist wie ein sicherer Ort für Dinge, die wir nur mit ganz besonderen Freunden teilen."
Lasst dein Kind die Kiste von außen gestalten, sodass sie geheimnisvoll und einladend aussieht. Sie kann ein Schloss darauf malen, Sterne oder etwas, das für "Vertrauen" steht.
Die "Geheimnis-Schätze" vorbereiten: Nehmt die kleinen Steine oder Gegenstände.
"Jeder dieser Steine ist ein kleines Geheimnis. Ein Geheimnis ist etwas Besonderes, das wir nur manchen Menschen erzählen, weil wir ihnen vertrauen."
Dein Kind kann die Steine bemalen oder verzieren, um sie noch spezieller zu machen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auf kleine Zettel ein ganz kleines, einfaches Geheimnis malen oder schreiben (z.B. "Mein Lieblingsfarbe ist blau" oder "Ich mag Erdbeeren") und diese Zettel um die Steine wickeln.
Das Prinzip des Vertrauens erleben: Sprecht darüber, was Vertrauen bedeutet.
"Als Pip Chatter ein Geheimnis erzählt hat, hat er ihm vertraut. Vertrauen ist, wenn man sich sicher fühlt, jemandem etwas zu erzählen, weil man weiß, dass er es nicht weitererzählt."
Nimm einen "Geheimnis-Stein". Flüstert euch gegenseitig ein "Geheimnis" zu (z.B. "Ich liebe Schokolade!") und legt den Stein dann in die Kiste.
Betone, dass dieses Geheimnis jetzt sicher in der Kiste ist und nicht weitergesagt wird.
Umgang mit "Plaudern" und Fehlern: Sprecht über Chatter Cheeps Fehler.
"Chatter Cheep war so aufgeregt, dass er Pips Geheimnis ausgeplappert hat. Das hat Pip traurig gemacht."
Diskutiert, dass es okay ist, Fehler zu machen, aber wichtig ist, sich zu entschuldigen und daraus zu lernen, wie Chatter Cheep es getan hat.
Übt, sich zu entschuldigen, wenn man unabsichtlich jemanden verletzt hat, und zu verzeihen, wenn sich jemand entschuldigt.
Freundschaft pflegen: Sprecht darüber, wie Freundschaft und Vertrauen wachsen.
"Freundschaft ist wie ein Baum, der wächst. Und Vertrauen ist wie das Wasser und die Sonne, die der Baum braucht."
Überlegt gemeinsam, was wahre Freundschaft noch ausmacht (zuhören, helfen, teilen, gemeinsam lachen).
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Geheimnis-Memory: Malt oder sammelt Paare von Bildern, wobei ein Bild "offen" ist und das andere Bild "versteckt" (unter einem Tuch oder in einem Umschlag), um das Konzept von "öffentlich" und "geheim" zu vertiefen.
Flüster-Spiel: Spielt das klassische Flüster-Spiel, um zu zeigen, wie schnell sich Informationen verändern können, wenn sie weitererzählt werden, und dass das Originalgeheimnis manchmal verloren geht.
"Vertrauens-Netz": Wenn mehrere Personen beteiligt sind, könnt ihr ein "Vertrauens-Netz" bauen, indem sich jeder an den Händen hält, um zu zeigen, wie Vertrauen uns alle verbindet und stärkt.
Gefühls-Erzählungen: Lass dein Kind ein kleines Stofftier oder eine Puppe in die Schatzkiste legen, das ein "Geheimnis" hat (z.B. es ist traurig). Das Kind kann dann so tun, als würde es mit dem Stofftier sprechen und ihm versichern, dass sein Geheimnis sicher ist.
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"Was hat dir am meisten Spaß gemacht, als wir unsere Vertrauens-Schatzkiste gebaut haben?"
"Was ist ein Geheimnis? Und warum ist es wichtig, Geheimnisse gut zu behüten?"
"Wie hat sich Pip gefühlt, als sein Geheimnis ausgeplappert wurde? Und wie hat Chatter Cheep versucht, es wiedergutzumachen?"
"Was hast du heute über Vertrauen und Freundschaft gelernt?"
"Was macht einen guten Freund aus?"
Zum Vorlesen
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Chatter Cheep, der redselige Papagei mit den bunten Federn in Grün, Blau und Gelb, saß fröhlich in der Plauderecke. Die Plauderecke war sein Lieblingsort, ein gemütlicher Platz mit vielen Ästen und bunten Beeren, wo sich die Tiere des Whispering Woods trafen, um die neuesten Wald-Nachrichten auszutauschen. Chatter Cheep liebte es, zu reden. Er konnte alle möglichen Geräusche nachahmen und erzählte gerne Geschichten, die er gehört oder erlebt hatte. Manchmal war er aber so aufgeregt, dass er gar nicht merkte, wie er dabei auch kleine Dinge verriet, die ihm andere Tiere im Vertrauen erzählt hatten.
Heute Morgen war Chatter Cheep besonders in Plauderlaune.
"Habt ihr schon gehört?" Tilly Tallneck hat gestern versucht, ihre eigenen Beine zu zählen und sich dabei völlig verheddert!"
Die Vögel kicherten. Tilly hatte Chatter Cheep das eigentlich nur leise erzählt.
"Und wisst ihr was? Buzz Bumbletune hat gestern mit den Musikalischen Pilzen Musik gemacht, die klang wie ein verrücktes Geräusche-Konzert!"
Buzz hatte ihm das begeistert geflüstert. Chatter Cheep war einfach so voller Energie und Neuigkeiten, dass alles aus ihm heraussprudelte. Er meinte es nicht böse, aber er dachte einfach nicht immer darüber nach, ob etwas ein Geheimnis war oder nicht.
Nicht weit von der Plauderecke entfernt hüpfte Pip Puddlejump zum Moosigen Teich. Der Moosige Teich war ein ruhiger Teich mit weichen, moosbewachsenen Ufern, Pip's Zuhause. Pip hatte ein kleines, lustiges Geheimnis mit Barnaby Bear, dem gemütlichen Bären aus der Gemütlichen Bärenhöhle. Gestern, als niemand zusah, hatten sie am Teich heimlich geübt, wer am lautesten kichern konnte, ohne zu platzen. Es war so ein lustiges Spiel gewesen! Pip musste immer noch kichern, wenn er daran dachte, und sein kleiner Froschbauch wackelte dabei.
Dieses Geheimnis gehörte nur ihm und Barnaby. Es war ihr besonderes Kicher-Geheimnis. Auf seinem Weg zum Moosigen Teich traf Pip Puddlejump Chatter Cheep in der Nähe der Plauderecke.
"Hallo, Pip! Was gibt es Neues vom Moosigen Teich?"
Pip lächelte Chatter Cheep an. Er mochte Chatter, auch wenn er manchmal ein bisschen viel redete.
"Hallo, Chatter!", quakte Pip leise. Er beugte sich näher zu Chatter Cheep und flüsterte ihm von dem Kicher-Wettbewerb mit Barnaby am Moosigen Teich.
"Psst! Das ist unser Kicher-Geheimnis. Nur für dich und mich und Barnaby."
Chatter Cheep versprach es Pip hoch und heilig. Aber kaum war Pip weitergehüpft, kam Buzz Bumbletune vorbeigeflogen. Buzz war gerade auf dem Weg zu den Musikalischen Pilzen, um neue Melodien zu entdecken.
"Hallo, Chatter! Was gibt's Neues in der Plauderecke?"
Ohne nachzudenken, und weil er immer so aufgeregt war, Neuigkeiten zu teilen, plauderte Chatter Cheep das Kicher-Geheimnis aus.
"Du glaubst es nicht, Buzz! Pip und Barnaby haben gestern am Moosigen Teich heimlich einen Kicher-Wettbewerb gemacht! Wer am lautesten kichern kann, ohne zu platzen! Stell dir das mal vor!"
Buzz Bumbletune musste kichern. "Oh, wie lustig!", summte sie.
Kurz darauf traf Buzz Bumbletune Pip Puddlejump in der Nähe des Moosigen Teichs.
"Hallo, Pip! Chatter Cheep hat mir gerade von eurem Kicher-Wettbewerb mit Barnaby erzählt! Das klingt ja nach einem riesigen Spaß!"
Pip Puddlejump blieb wie angewurzelt stehen. Sein Lächeln verschwand. Er dachte, das Kicher-Geheimnis sei sicher bei Chatter Cheep. Er dachte, es sei ein Geheimnis zwischen ihm und Barnaby. Nun wusste es Buzz Bumbletune, und wahrscheinlich bald der ganze Wald!
Pip wurde ganz traurig. Seine Schultern sackten herunter.
"Aber... aber das war doch unser Geheimnis. Nur für Barnaby und mich. Ich habe es Chatter nur im Vertrauen erzählt."
Buzz Bumbletune merkte sofort, dass sie etwas Falsches gesagt hatte und dass Pip traurig war.
"Oh, Pip, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es ein Geheimnis war. Chatter hat es mir einfach so erzählt."
Als Chatter Cheep das hörte, der in der Nähe saß und zufällig zuhörte, wurde ihm ganz warm um den Schnabel. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte Pip unabsichtlich verletzt, weil er nicht nachgedacht hatte, bevor er geplappert hatte.
Pip Puddlejump sah Chatter Cheep traurig an.
"Chatter, wenn man jemandem ein Geheimnis anvertraut, dann ist das, weil man ihm vertraut. Vertrauen ist sehr wichtig zwischen Freunden."
Chatter Cheep flog von seinem Ast herunter und landete unbeholfen vor Pip. Er spürte, wie traurig Pip war, und das machte ihn auch traurig. Er hatte nicht böse sein wollen, aber er hatte Pips Vertrauen enttäuscht. Chatter Cheep merkte, dass er wirklich einen Fehler gemacht hatte. Er war so beschäftigt damit, alles weiterzuerzählen, dass er vergessen hatte, wie wichtig es war, auf seine Freunde zu achten und ihre Geheimnisse zu bewahren.
Nachdenklich hob Chatter Cheep ab und flog zur Klugen Bibliothek. Die Kluge Bibliothek war ein hohler Baumstamm, der von Wilbert Wiz, dem klugen Wiesel, als seine Bibliothek genutzt wurde. Wilbert Wiz wusste sehr viel und gab immer weisen Rat. Vielleicht konnte er Chatter Cheep helfen, zu verstehen.
Chatter Cheep fand Wilbert Wiz in der Klugen Bibliothek, umgeben von hohen Stapeln von Büchern und Schriftrollen. Wilbert Wiz trug seine kleine Brille auf der Nase und sah sehr klug aus.
"Hallo, Wilbert Wiz", sagte Chatter Cheep leise. Seine Stimme klang ungewohnt ruhig. Wilbert Wiz blickte über den Rand seines Buches.
"Hallo, Chatter Cheep. Du siehst nachdenklich aus. Was bedrückt dich?"
Chatter Cheep erzählte Wilbert Wiz von dem Vorfall mit Pip und dem Kicher-Geheimnis. Er erzählte ihm, dass Pip traurig war, weil er sein Geheimnis ausgeplappert hatte. Wilbert Wiz hörte geduldig zu. Als Chatter Cheep fertig war, nickte Wilbert Wiz langsam.
"Ah, Chatter Cheep. Du hast eine wichtige Lektion gelernt. Es gibt einen Unterschied zwischen Plaudern und dem Bewahren von Geheimnissen."
Er klopfte sanft auf einen Stapel Bücher neben sich.
"Plaudern ist wie das Erzählen von Geschichten oder Neuigkeiten, die jeder wissen darf. Aber ein Geheimnis ist etwas Besonderes. Es ist wie ein kleiner Schatz, den jemand mit dir teilt, weil er dir vertraut."
Wilbert Wiz nahm ein anderes Buch in die Pfote.
"Manchmal ist es wichtig, gut zuzuhören, wenn dir jemand etwas erzählt, und nicht alles gleich weiterzuerzählen. Besonders wenn es etwas ist, das nur für dich bestimmt ist, oder wenn es jemanden verletzen könnte, wenn es jeder weiß."
Wilbert Wiz sah Chatter Cheep freundlich an.
"Du hast einen Fehler gemacht, Chatter. Aber das ist in Ordnung. Wir alle machen Fehler. Wichtig ist, dass wir daraus lernen."
Chatter Cheep dankte Wilbert Wiz für den weisen Rat. Er verstand jetzt besser. Ein Geheimnis war ein Vertrauensbeweis. Und Vertrauen durfte man nicht einfach so ausplaudern. Er musste sich bei Pip entschuldigen.
Chatter Cheep flog zu den Erzählsteinen. Die Erzählsteine waren ein Kreis aus glatten, warmen Steinen auf einer kleinen Anhöhe, wo sich die Tiere abends versammelten, um sich Geschichten zu erzählen. Dort fand er Pip Puddlejump und Barnaby Bear, die gerade anfingen, sich für den Abend gemütlich zu machen. Mit zitternden Federn landete Chatter Cheep vor ihnen.
"Pip", sagte Chatter Cheep mit leiser Stimme.
"Barnaby. Es tut mir so leid. Ich habe euer Kicher-Geheimnis ausgeplappert. Ich... ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir wirklich leid, Pip. Ich wollte dich nicht traurig machen."
Pip Puddlejump sah Chatter Cheep an. Er sah, dass Chatter es ehrlich meinte. Barnaby Bear legte eine große, sanfte Pfote auf Pips Schulter.
"Wir wissen, dass du es nicht böse meintest, Chatter. Du redest einfach sehr gerne."
"Ja, Chatter. Ich weiß, dass du es nicht böse meintest. Aber es war trotzdem nicht schön, dass du unser Geheimnis weitererzählt hast."
"Ich weiß, Wilbert Wiz hat es mir erklärt. Ich werde besser darauf achten, was ich weitererzähle. Versprochen!"
Pip Puddlejump und Barnaby Bear lächelten Chatter Cheep an. Sie nahmen ihn in den Arm. Sie verstanden, dass Chatter es lernen musste. Freunde halfen einander beim Lernen.
"Wir verzeihen dir, Chatter. Und wir werden dir helfen, zu lernen, was ein echtes Geheimnis ist.
"Ja, Chatter. Wahre Freundschaft bedeutet Vertrauen. Und Vertrauen wächst, wenn wir aufeinander achten und die kleinen Schätze, die Geheimnisse, die wir teilen, gut behüten."
Sie saßen noch lange bei den Erzählsteinen und redeten. Chatter Cheep lernte, gut zuzuhören. Er lernte, dass nicht jedes Wort, das er hörte, zum Weitererzählen war. Er lernte, dass es manchmal besser war, nicht alles zu wiederholen, was man hörte, weil es andere verletzen konnte.
Chatter Cheep hatte eine wichtige Lektion über Freundschaft, Vertrauen und Geheimnisse gelernt. Er wusste, dass er immer noch gerne plaudern würde, aber von nun an würde er besser darauf achten, was er sagte und wem er was erzählte. Denn die Freundschaft seiner Freunde war ihm wichtiger als jede Neuigkeit in der Plauderecke. Und das war ein Geheimnis, das er für immer in seinem Herzen tragen würde.